Dialogisch erkennen: Die Suche nach einer vorurteilsfreien Urteilsfähigkeit
In meinem Bericht zum Forschungsvorhaben "Dialogisch Erkennen" stelle ich die Grundzüge der Dialog-Philosophie von Martin Buber und der Philosophie der Freiheit von Rudolf Steiner dar und bringe diese miteinander ins Gespräch.
Dabei geht meine Motivation von der Beobachtung einer Veränderung des gesellschaftlichen Erkennens und der Wahrnehmung während der Corona-Krise aus. Dort habe ich erlebt, wie das Rechthaben zur obersten Maxime wurde. Daraus entwickelte sich die Idee über ein dialogisches Erkennen nachzudenken. Ein Erkennen also, das den Merkmalen des Ich-Du Grundworts Bubers entspricht, dabei aber nicht darauf verzichtet Wahrnehmungen mittels des Denkens zu beurteilen und so zu Erkenntnissen zu kommen.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich eine Form des Erkennens gesucht habe, die die folgenden qualitativen Unterschiede der Grundworte von Buber integriert.
Ich-Es Grundwort: | Ich-Du Grundwort: |
- Im Ich-Es Grundwort wird die Welt als etwas Objektives und Instrumentelles betrachtet. - Es betont die Funktionalität und Nützlichkeit der Dinge und Personen. - In dieser Haltung wird die Welt als eine Ansammlung von Gegenständen und Sachverhalten wahrgenommen, die kontrolliert, manipuliert und genutzt werden können. - Das Ich-Es Grundwort ermöglicht es dem Menschen, konkrete Ziele zu verfolgen, Pläne zu machen und Handlungen umzusetzen. - Es basiert auf dem Prinzip von Ursache und Wirkung und ist eng mit dem alltäglichen Leben und der modernen Zivilisation verknüpft. | - Im Ich-Du Grundwort steht die Begegnung und das dialogische Prinzip im Vordergrund. - Es kennzeichnet sich dadurch, dass die Welt nicht als etwas Objektives betrachtet wird, sondern als etwas, das in der Beziehung und Begegnung mit dem Anderen offenbart wird. - Das Ich-Du Grundwort betont die Gegenwärtigkeit und die unmittelbare Beziehung zwischen den Menschen. - Es ermöglicht es dem Menschen, sich als individuelles Selbst zu erfahren und sich mit dem Du zu verbinden. - Das Ich-Du Grundwort kann nicht durch rationale und analytische Denkweisen allein verstanden werden, da es über die vorherrschende dualistische Sicht der Welt hinausgeht. |
In meiner Arbeit habe ich mich mit der Erkenntnistheorie Steiners, insbesondere mit der Philosophie der Freiheit auseinandergesetzt, um davon ausgehend eine Möglichkeit zu skizzieren, wodurch ein dialogisches Erkennen charakterisiert ist.
Eine Möglichkeit des dialogischen Erkennens besteht darin, die Grundworte "Ich-Du" von Martin Buber und die Erkenntnistheorie von Rudolf Steiner miteinander zu verbinden. Dabei geht es darum, eine authentische Begegnung mit der Welt und anderen Menschen zu ermöglichen, bei der das Wesenhafte und der Typus des Gegenstands erkannt werden.
Das dialogische Erkennen basiert auf einem Dialog mit der Welt, bei dem das Individuum sich seines Ich bewusst ist und gleichzeitig offen für die Begegnung mit anderen Wesen ist. Es umfasst eine Zwiefalt des Wahrnehmens und Denkens.
Im dialogischen Erkennen wird der Dialog als eine Verbindung zwischen dem Logos (Vernunft) und dem Dialogteilnehmer (Ich) gesehen. Es geht darum, das Wesentliche und das Seelische des Gegenstands zu erfassen, anstatt nur die Oberfläche oder nützliche Eigenschaften zu betrachten.