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Kontemplation und Menschlichkeit

von Andreas Blaser | 29.06.2025

Der Gegenstand des Forschungsprojektes „Kontemplation und Menschlichkeit“, das ich im Rahmen eines Stipendiums der Stiftung Forschungsförderung erarbeitete, bildete die Menschlichkeit. Das Anliegen des Projektes bestand somit darin, das Menschsein etwas mehr zu erschließen. Die altehrwürdige Frage nach dem Wesen des Menschen hat die Menschheit bereits über Jahrhunderte hinweg beschäftigt. In der Philosophie beispielsweise führt Kant die Frage „Was ist der Mensch?“[1] als die philosophische Frage schlechthin an, deren Beantwortung zugleich Klarheit darüber schafft – in Kants Worten gesprochen –, was wir wissen können, was wir tun sollen und was wir hoffen dürfen. Bei Platon wird der philosophierende Mensch als ein Liebender, nicht als ein Besitzer der Weisheit dargestellt, dem durch das Philosophieren auch die Erkenntnis seiner selbst aufgeht. Schließlich ist die Anthroposophie um eine Erkenntnis des Menschen bemüht, aus der heraus nachhaltige Gestaltungsmöglichkeiten für die menschlichen Lebensfelder fließen. Um sich dem Menschsein anzunähern, gibt es viele unterschiedliche Zugänge.

Durch mein Studium der Philosophie bot sich eine philosophische Herangehensweise an, wobei es weniger um eine Analyse des Begriffs „Mensch“ ging, als mehr um die Vertiefung eines erfahrungsbasierten Verständnisses des Menschseins, das sich im Austausch mit der Tradition der europäischen Geistesgeschichte bewegt. Im Kontext der Anthroposophie, die sich als „ein Erkenntnisweg, der das Geistige im Menschenwesen zu dem Geistigen im Weltenall führen möchte“,[2] verstehen lässt, eröffnete sich die Möglichkeit, dem Thema „Menschsein“ auch auf seiner spirituellen Spur nachzugehen. Durch diese methodischen Überlegungen geriet neben den meditativen Übungen Rudolf Steiners auch die breitere meditative Praxis innerhalb der europäischen Geistesgeschichte in den Blick, die für das Projekt zu einem wichtigen methodischen Orientierungspunkt und Gesprächspartner wurde.

Dabei beschäftigte ich mich mit der Anleitung, die Guigo II, ein einflussreicher Kartäusermönch aus dem 12. Jahrhundert, beschrieb. Der Übungsablauf besteht in dieser Reihenfolge aus Lesung (lat. lectio), Nachsinnen (lat. meditatio), Gebet (lat. oratio) und Schau, Betrachtung (lat. contemplatio). Das letzte Stadium, die contemplatio, ist hierbei für den Menschen nicht willentlich erreichbar, sondern hängt mit Guigo II von der persönlichen Zuwendung Gottes ab. Die von Guigio II beschriebene meditative Praxis zielt darauf ab, die Beziehung zum Göttlich-Geistigen zu vertiefen. Neben dieser meditativen Übung bestand die Herangehensweise an das Forschungsthema „Menschlichkeit“ in einem Studium von philosophischen und theologischen Texten aus der abendländischen Tradition sowie aus Gesprächen über die Kontemplation und die Menschlichkeit. Letztere fanden in vier Kolloquien statt, die im Verlauf des Stipendienjahres durchgeführt wurden. An besagten Kolloquien wurden Texte gelesen und besprochen, an denen ich im Rahmen des Forschungsprojekts arbeitete. Die Texte bildeten einen Versuch, das Menschsein ein Stück weit zu erschließen und gingen als Ergebnis aus dem Forschen hervor.

Zudem fand ein direkter Austausch über die Frage nach dem Wesen des Menschen und der Kontemplation statt, welcher jeweils die weitere Arbeit an den Texten bereicherte. Damit ist das Ergebnis des Forschungsprojekts bereits genannt: Im Verlauf des Stipendienjahres sind durch die oben skizzierte meditative Praxis, der Lektüre von klassischen Texten sowie aus den Kolloquien insgesamt 67 Aphorismen entstanden, die von unterschiedlichen Aspekten des Menschseins handeln. Was die Aphorismen verbindet, ist eine Darstellung des Menschseins, das nicht in Isolation, sondern in Rückbindung an seinen göttlich-geistigen Ursprung gesehen wird.


[1] Kant, Immanuel. AA 09. Logik, S. 25.

[2] Steiner, Rudolf. GA 26. Anthroposophische Leitsätze, § 1.Darin zeigt sich ein inhaltliches Ergebnis dieses Projekts, dass das Menschsein in seinen vielfältigen Ausdrucksformen nicht aus sich selbst heraus verstanden werden kann, sondern immer im Blick auf die höhere Wirklichkeit, aus der der Mensch entstanden ist. Demnach lässt sich das Menschsein in einer dyadischen Struktur auffassen, die aus einer Beziehung zwischen dem Menschen und seinem geistigen Ursprung besteht. Dieses Ergebnis ist keine neue Einsicht, sondern entspricht wohl in vielen Punkten den Erfahrungsberichten, die Meditierende über Jahrhunderte hinweg gegeben haben. Insofern zeigt sich das „Geistige im Weltenall“, zu dem die Anthroposophie das „Geistige im Menschenwesen“ führen möchte, als Ursprung des Menschen, auf den die in diesem Forschungsprojekt entstandenen Aphorismen verweisen.

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