Advent(ure)
Treffen der Jugendinitiative der Jungen Anthroposophen Norddeutschland (JAN) in Wörme Wie finde ich meinen persönlichen Lebensweg? Wie bekomme ich einen Bezug zu dem, was mich umgibt? Wie begreife ich das, was über das Sichtbare hinausgeht? Wie finde ich heraus, was zu mir gehört und was nicht?
Wie möchte ich mich in dieser Welt eigentlich bewegen und wie kann ich wirksam sein? Was ist meine Aufgabe und wie finde ich Orientierung zwischen all diesen Fragen?
Das dritte Jahr der Initiative der Jungen Anthroposophen Norddeutschland neigt sich dem Ende zu und mit unserem letzten Treffen in diesem Jahr haben wir im alten Schafstall in Wörme die Adventszeit eingeläutet.
Advent – ein Begriff, den man aus vielen Sprachen kennt, der im Lateinischen zum Beispiel das „Ankommen“, „Herankommen“, „Sich-Nähern“ bedeutet, oder im Englischen Adventure – das Abenteuer. Den eigenen Lebensfragen näherkommen, sich auf den Weg machen, sich auf ein Abenteuer begeben – das ist etwas, was unsere Jugendzeit ausmacht.
Manchmal muss man sich allein auf den Weg machen, das eigene Abenteuer suchen, um dem persönlichen Lebensweg auf die Spur zu kommen. Es braucht das Neue, das Unbekannte, die Freiheit und die Neugierde, die Zuversicht und die Aktivität. Manchmal braucht es aber auch Orientierung durch Begegnung mit anderen Menschen.
Diese gemeinsamen Begegnungsräume mit Fragen, Aktivitäten und Herausforderungen versuchen wir in den Seminaren der Jungen Anthroposophen Norddeutschland zu bieten und gemeinsam zu gestalten. So auch an diesem letzten Novemberwochenende.
Unser Thema war die „Wildnispädagogik“ (auch Wilderness – Awareness – Naturverbindung), zu dem wir versucht haben, uns ein paar Grundlagen zu erarbeiten, erste eigene Erfahrungen zu machen und die Verbindung zur Anthroposophie herzustellen. Als Gastdozent begleitete uns Dietmar Schwarz, Wildnispädagoge, Bootsbauer und Geschäftsführer des Verbands der Sozialwerke der Christengemeinschaft e. V. Er führte uns zum Beispiel in eine Kernroutine der Wildnispädagogik ein, den sogenannten Sitzplatz.
Tjark Stichtenoth, ein Teilnehmer der JAN-Seminare, beschreibt seine Erfahrung so: „Nach einer kurzen Einführung von Dietmar Schwarz begaben wir uns, jeder für sich, in den Wald neben dem Haus oder an den Rand der Wiese und suchten uns ein angenehmes Plätzchen mit möglichst viel Blick auf die umliegende Natur. Die Idee war, die Tiere und das Leben im Wald durch stille Beobachtung so wahrzunehmen, wie es ist, wenn es nicht vom Menschen gestört wird. Ich war erstaunt, wie schnell sich der Wald um mich nach wenigen Minuten des lautlosen Sitzens veränderte. Die Vögel begannen lauter zu singen und kamen näher. Man konnte eine regelrechte Kommunikation in den Zweigen wahrnehmen, der Specht über mir begann sein leises Hämmern und nur wenige Meter neben mir sprang ein Eichhörnchen ungestört von Ast zu Ast. Auch meine persönliche Wahrnehmung veränderte sich. Wo ich zuerst den Wald als still wahrgenommen hatte, hörte ich auf einmal das Fallen des leichten Eisregens auf die Blätter der wenigen um mich stehenden Laubbäume und jedes kleinste Knacken im Unterholz ließ mich aufhorchen. Ich merkte, wie sich mein Geist sammelte und auf den Moment konzentrierte und dadurch eine neue Verbindung zur Natur entstand, die mich an meine Kindheit in der Natur erinnerte und innerlichen Frieden schuf.“
Die Wildnispädagogik oder der Weg zur Wildnis könnte als ein Versuch verstanden werden, mit dem Sich-Besinnen und Anknüpfen an die eigenen Wurzeln eine gesunde Zukunft gestalten zu lernen. Was braucht es, damit wir die Zukunft ergreifen und gestalten können? Wie kommt das Neue in die Welt? Gibt es Räume, in denen ein gemeinsames Gestalten und ein Prozess in Richtung Zukunft auf gesunde Weise möglich ist? Was muss ich alles dafür lernen?
Zunächst ist das Neue, die Zukunft sehr groß und wir können sie kaum greifen, da sie sich außerhalb unserer bekannten Möglichkeiten befindet. Indem wir uns auf den Weg machen, rückt das Neue näher an uns heran und wird irgendwann ein Teil von uns. Bei den Seminaren der Jungen Anthroposophen Norddeutschland wollen wir uns auf diesen Weg machen! Denn es braucht auch die Gemeinschaft, um eine fruchtbare Zukunft zu gestalten.
In den letzten Jahren und auch in diesem Jahr wieder haben sich die Begegnungsräume der JAN-Initiative weiter etabliert. Mit dem steten Ergreifen des Abenteuers, des Sich-auf-den-Weg-Machens zu dem Neuen, dem Unbekannten, kommen wir dem Einzelnen und dem gemeinsamen Lebensweg näher. Man sagt, dass gerade in der Adventszeit das Neue als geistiger Same aus dem Himmel zu uns kommt und, von uns in die Erde gelegt, durch Chaos und Unruhe fruchtbare Zukunft werden kann.
Mit diesen Samen und Impulsen möchten wir Euch alles Gute für den Jahreswechsel wünschen und uns für all die Unterstützung im vergangenen Jahr bedanken. Für den inhaltlichen und finanziellen Support und die Beherbergung auf dem Hof Wörme. Nur durch die Mithilfe vieler Menschen konnte diese für uns fruchtbare Arbeit ermöglicht werden. Wir wünschen uns und Euch, dass unser aller Abenteuer weitergeht und wir mit der JAN-Initiative und Eurer Unterstützung die Zukunft ergreifen und mitgestalten können.
Bei Fragen und Interesse könnt Ihr Euch gerne melden unter: jan-initiative. Wir freuen uns auch sehr über finanzielle Unterstützung, um weiterhin Seminare organisieren zu können: @posteo.de
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Inhaber: Rudolf-Steiner-Haus Hamburg
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Spendenziel: Junge Anthroposophen Norddeutschland (JAN)
Mit herzlichen Grüßen
Nadin Schott und Tanja Rüter für das Orga-Team der JAN-Initiative