Junger-Initiativ-Kreis
Ein neues Projekt der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland
Auf Einladung von Matthias Niedermann und Michael Schmock haben sich von 5. bis 6. März in Stuttgart 15 junge Menschen getroffen, die sich mit konkreten Initiativen beschäftigen, sich gegenseitig kennenlernen wollen und eine Jugend-Anthroposophie-Zusammenarbeit in Deutschland suchen. Es war das dritte Treffen mit diesem Impuls. Die Teilnehmeranfragen sind von anfangs sieben auf elf und diesmal auf 15 angewachsen. Die Zielsetzung ist: Wir laden junge Menschen ein, die aus der anthroposophischen „Landschaft“ kommen und eigene Projekte ins Leben bringen. Hier gibt es einen Raum, in die damit verbundenen inhaltlichen Grundlagen einzusteigen, die Projekte darzustellen, sich darüber auszutauschen und weitere Perspektiven zu entwickeln.
Inhaltlich sind wir eingestiegen mit Rudolf Steiners Ansprache zur „Erkenntnis-Aufgabe der akademischen Jugend“ (6.1.1923, GA 217a) und haben uns dann mit dem Jugendkurs 1922 beschäftigt. Es ging um das Michael-Ereignis und das Jugendrätsel des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. „Sehen Sie, unsere Zivilisation hat mit dem Geist den Menschen verloren“, so Steiner. „Wir müssen die Möglichkeit finden, uns an unser übersinnliches Herz zu wenden.“ In der Jugendansprache in Arnheim (20.7.1924, GA 217a) wird er noch konkreter: „Werden wir uns bewusst, dass wir neue Herzen haben, dass neue Herzen die Welt ganz anders fühlen müssen als die alten Herzen, und nehmen wir das ganz ernst, dann wird aus der Jugendbewegung etwas werden wie eine Flamme, die der Flamme des Sonnenaufgangs entgegenschlagen wird.“ Dann eine weitere Stelle: „Wenn wir so fühlen können, dass wir Flammen werden, die von den Flammen nicht verbrannt werden, dann können wir ruhig die physischen Herzen als leere Beutel zurücklassen, denn wir haben das ätherische Herz, das verstehen wird, dass die Menschheit in ein neues Zeitalter hereinrückt: In das Leben der Geistigkeit. Das Zusammenwachsen mit der Geistigkeit wird das volle Jugenderlebnis sein.“
Man kann den Eindruck haben, dass wir gegenwärtig durch die Corona-Zeit wieder an tiefere Schichten unseres inner-menschlichen „Motivations-Lebens-Quellortes“ herankommen. So jedenfalls schien mir die Stimmung bei diesem Treffen zu sein. Es gab schon bei der letzten Begegnung Schilderungen von der Stuttgarter Jugend-Bildungs-Initiative „B the Change“, wo Studierende aus verschiedenen anthroposophischen Bildungspartnern des campusA Stuttgart nach einem tieferen, inneren Wandel suchen. Anschließend wurde das Projekt „Festival Schloss Hamborn“ vorgestellt, bei dem mit ca. zweitausend Menschen 2019 ein großes Waldorf-Fest gefeiert wurde. Ein weiterer Programmpunkt bildete eine Jugendinitiative aus Nürnberg, die ein Jahr am „Ersten Mysteriendrama“ Rudolf Steiners bis zur Aufführungsreife gearbeitet hat und damit auf Tournee ging. Schließlich gab es ein ausführliches Gespräch um das Anliegen, in Deutschland eine „Jugendsektion“ zu bilden. Dieses Anliegen wurde so zentral, dass es beim nächsten Treffen weiter vertieft werden soll.
Uns geht es darum, dass die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland einen Raum für Jugendinitiativen aufmacht, dass ein gegenseitiges Verständnis und ein Mittragen möglich werden, dass junge Menschen sich in einem gemeinsamen Strom erleben können, der Kräfte freisetzt. Es geht um ein selbstverantwortetes Organ junger Menschen in der anthroposophischen Bewegung, es geht um ein „Ätherherz“ für das, was geistig werden will, was die Zukunft unserer Bewegung mitträgt und mitgestaltet. Jedenfalls haben wir den Eindruck mitgenommen, dass hier etwas Wesentliches geschieht. Die 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer freuen sich sehr auf die nächste Begegnung im Juni –Matthias und ich ebenso!
Michael Schmock, AGiD Generalsekretär