Anthroposophische Sozialimpulse in Osteuropa
Ein Kolloquium auf Einladung der AGiD in Bratislava/Slowakei

Auf Anregung der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland und auf Anfrage verschiedener Landesvertreter*innen aus den europäischen Ostländern sowie mit Unterstützung der Sozialwissenschaftlichen Sektion in Dornach (Gerald Häfner) entstanden die Kolloquien „Dreigliederung Ost“. Das erste Treffen fand – wie berichtet – im Oktober 2019 in Budapest statt. Vom 29.2. bis zum 1.3. hatten nun Peter Neurath und Erich Sasinka nach Bratislava in die Slowakei eingeladen. Wieder kamen ca. 30 Landesvertreter*innen und initiativ-tätige Menschen aus acht Ländern. Von Rumänien bis Slowakei, von Georgien bis Österreich und von Serbien bis Ungarn sowie einige aus Deutschland. Michael Schmock begrüßte die Teilnehmenden und gab einen Impulsbeitrag zum Verständnis der Dreigliederung als gemeinsame Grundlage. Dabei bezog er sich auf die drei „Entfaltungsräume“ einer „Sozialen Zukunft“. Erstens die individuelle, freie Entfaltung und Entwicklung jedes einzelnen Menschen (in Form von Ideenbildung, kreativen Lösungen, Impulsen, Zielen, Motiven oder einem Bewusstsein für Zusammenhänge). Zweitens die gegenseitige Wertschätzung in einer Begegnungskultur (zum Beispiel: Einfühlungsvermögen, Akzeptanz, Vertrauen, Offenheit, Konsensfähigkeit und Gleichberechtigung). Sowie als drittes: Solidarität und Brüderlichkeit in der gegenseitigen Versorgung, Hilfestellung. Hier sind Hingabe, liebevolle Zuwendung, die Überwindung des Egoismus und Opferbereitschaft als innere Qualitäten gefragt. Die Frage an alle Teilnehmer*innen wurde gestellt: In welchen der drei Entfaltungsräume hat jeder konkrete, eigene Erfahrungen, bzw. wo und wie übt jeder in diesen drei Bereichen. Es folgten eine Fülle von individuellen Schilderungen, die wie ein Tableau die Dreigliederung als menschliche Seelengrundlage sichtbar machten. Im Weiteren gab es eine Vertiefung in drei Arbeitsgruppen zu Themen wie „Welcher Schulungsraum eröffnet eine Zukunftswahrnehmung?“ oder „Was verstehen wir unter Assoziationen? Wie werden sie gestaltet?“ Zu letzterem schilderte Mikheil Gethia aus Georgien seine berufliche Tätigkeit im Handel mit biologischen Nahrungsmitteln, wo er zwischen den Landwirten, dem Handel und den Verbrauchern immer wieder zu „Verständigungskonferenzen“ eingeladen hat, die inzwischen großflächig in Georgien praktiziert werden. Ein nächster Schritt bestand darin, dass wir uns eingehend mit dem Vorhaben „Ost-West-Konferenz, Wien 2022“ beschäftigt haben. Wolfgang Tomaschitz und Daniel Kennedy schilderten, mit welchen Motiven dieser Kongressimpuls antritt und in welchem Gestaltungsprozess sie sich derzeit befinden. Dazu werden Themen wie Mittebildung zwischen Ost und West, das Verhältnis zur Spiritualität, die digitale Welt, sowie Erde/Wirtschaft/Klima genannt. Es geht ihnen darum, anthroposophische Inhalte in Österreich ins Bewusstsein zu bringen (publik zu machen) und Rudolf Steiner mit seinen Perspektiven der Anthroposophie ins Gespräch zu bringen. Alle weiteren Formelemente und Konkretionen stehen noch aus. Auch ist die Anzahl der Menschen, die als Mitglieder der Anthroposophischen Landesgesellschaft in Österreich eine solche Unternehmung mittragen können, sehr gering. Mit einer groß angelegten Kampagne wurden jetzt ca. 300 Karten als Vorabinvestitionen gezeichnet. Das Wiener Konzerthaus fasst 3000 Plätze. Interessant war für mich die kompetente, einfühlsame Verständigung des Gesamtkreises über diese Initiative, die Vorgehensweise und der Duktus der Veranstaltung. Eine wertschätzende, kritische Betrachtung entstand, die wirklich helfen konnte. Irgendwie ist es auch prima, nicht nur über Sozialimpulse zu reden, sondern sie auch in einem solchen Kreis zu praktizieren. Die entstandene Arbeitsstimmung hat sehr dazu beigetragen, dass unbedingt ein weiteres Folgetreffen verabredet werden soll. Auch wurde der Deutschen Landesgesellschaft ausdrücklich dafür gedankt, dass sie über ihren „Ost-Fonds“ die Treffen ermöglicht. Nächster Termin: Februar 2021 in Serbien oder in Polen/Krakau. Wir eruieren noch. Michael Schmock (Vorstand der AGiD)