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Exkursion zu SEKEM – ein Bericht

Viele junge Erwachsene heutzutage hegen viel Misstrauen gegenüber der Zukunft der Erde und auch der Gesellschaft. Täglich werden zahlreiche Fragen gestellt und wir kommen ins Zweifeln, was wir tun sollen. Für mich war es auch so, bis ich zu SEKEM kam und ein Projekt sah, das diese von Unsicherheit diktierten Fragen beantwortet.

von Francisca Fechser Arriaga | 15.06.2025

Stell dir vor, mit dem Klang der zwitschernden Vögel aufzuwachen, die das Sonnenlicht begrüßen, und die Sonnenstrahlen zu spüren, die mit einer warmen Brise durch das Fenster kommen … Schon hat man das Gefühl, an einem besonderen Ort zu sein, wo andere Kräfte und Elemente lebendig sind. So fühlt sich der Morgen in SEKEM an, obwohl du in der Wüste bist. Dank des Jugendfonds der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland konnte ich diese unglaubliche Erfahrung machen.

Diese Reise als Gruppe von 11 Frauen, die mehr oder weniger mit der Hochschule für Künste im Sozialen Ottersberg verbunden sind, unternahmen wir im Februar 2025 als eine 10-tägige Exkursion zu SEKEM. Die Gruppe bestand aus Studierenden, einer Professorin, der Hausmeisterin, einer Demeter-Gärtnerin und Alumni, alle aus verschiedenen Altersgruppen und mit unterschiedlichen Hintergründen. Wir waren an dem Projekt interessiert, das die Wüste wieder zum Erblühen gebracht hatte. Unsere Exkursion war voller interessanter Erlebnisse, von denen einige in diesem Bericht nur kurz erwähnt und andere ausführlicher behandelt werden. Wir hatten die Gelegenheit, die Fabriken und Institutionen von SEKEM zu besuchen, eine Kunsttherapie-Session in SEKEM zu erleben sowie die Pyramiden, Kairo, Museen und den alten Markt zu besichtigen; und als besondere Exkursion besuchten wir einen SEKEM-Bauern in einem anderen Dorf.

 

Wir kamen am Abend am Flughafen Kairo an und die 18 Grad fühlten sich warm an. Wir hörten laute Gespräche, Lachen, alles war überall gleichzeitig und man versuchte zwischen all dem fokussiert zu bleiben. Als wir nach draußen gingen, umwehte uns Zigarettenrauch und von überall kamen die „Taxi“-Rufe. Unter den vielen Männern fanden wir einen, der ein Schild mit der Aufschrift „SEKEM“ hielt. Die Fahrt zeigte uns ein wenig, wie Kairo ist, und ich war überrascht von den Mengen an Müll auf den Straßen und den vielen unfertigen Baustellen. Ich fragte mich: Wie entwickelt sich SEKEM hier? In mir kam Neugierde auf. Am nächsten Morgen fühlte es sich an, als wären wir auf einem anderen Planeten. Das SEKEM-Gästehaus begrüßte uns mit einem vielfältigem Frühstück und nach dem Probieren der Produkte, die so gut schmeckten, freuten wir uns darauf, die SEKEM-Farm zu sehen.

 

Die SEKEM-Farm

Das Land, auf dem SEKEM liegt, war zu Beginn des Projekts im Jahr 1977 eine flache Wüste; es gab nichts als Sand. Während unseres Spaziergangs über die Farm war es schwer zu glauben, dass es so war, da heute alles grün ist und man die Vögel, Schafe, Esel und Kühe hört, die dort leben. Wir hatten den ganzen Morgen eine Führung durch die Farm, bei der wir den biodynamischen Anbau von verschiedenen Kräutern und Gemüsen, die Tiere und den Kompost sahen. Auf der Farm steht auch ein neu gebautes Präparatehaus und wir hatten das Glück, eine kleine Vorlesung von einem Bauern dort zu hören, der sich auch bereit erklärte, unsere Fragen zu beantworten. Die biodynamische Landwirtschaft wird hier wirklich gelebt. Während der Tour hatten wir die Gelegenheit, die „Lotus Herbs“-Fabrik zu besuchen, eine Marke, die Kräuter und Samen hauptsächlich für den Export sowie die Teemarke ISIS produziert, in Europa bekannt als die SEKEM-Marke. Während unseres Besuchs wurde gerade Minze verpackt, die einen wunderbaren Duft verströmte!

 

Die SEKEM-Marken

Am Nachmittag besuchten wir NatureTex und die Verpackungsfabrik des Food Processor ISIS. Zwei Frauen führten uns durch die Gebäude, die erste im Verpackungsbereich und die zweite in NatureTex. Die ISIS-Fabrik ist groß, und während wir die Führung machten, nahmen einige Arbeiter am Core Program teil. Wir beobachteten ihren Kurs, während Nadia, die Leiterin, uns mit Stolz die Absicht hinter dem Core Program erklärte und alles über die Produktvarianten von ISIS erzählte. In NatureTex wurden wir von Sara geführt, die uns den Nähbereich und die Schneiderei zeigte. Die Produkte bestehen zu 100 % aus Bio-Baumwolle von den Farmen und die Stücke werden meist an europäische Unternehmen verkauft. Sie sprach mit uns Englisch und war sehr daran interessiert, unsere Fragen zu beantworten. Ich fragte nach dem Arbeitsumfeld und sie antwortete: „Das ist keine Arbeit, das ist ein Leben. Manchmal hören wir auf zu arbeiten, um nach draußen zu gehen und Übungen zu machen oder Kunst zu schaffen.“ Das hinterließ bei mir einen bleibenden Eindruck, besonders wenn ich bedachte, wie Nähwerkstätten im Nahen Osten und in Ägypten normalerweise arbeiten.

 

Die SEKEM-Waldorfschule

Auf dem gleichen Grundstück wie die Fabriken befinden sich die Waldorfschule, der Kindergarten, das Berufsbildungszentrum (Vocational Training Centre) und eine Schule für Kinder mit Beeinträchtigungen. Dort sahen wir, wie die Waldorf-Pädagogik in einer muslimischen Kultur angewendet wird; wie die Anpassung der Riten und Feste eine große Rolle spielt und dennoch mit dem Kern der Pädagogik verschmilzt. Wir hatten die Gelegenheit, ein wunderbares Gespräch mit dem Werklehrer zu führen, der uns leidenschaftlich erklärte, warum er vom „einfachen Buchhalter“ zu jemandem wurde, der für etwas bezahlt wird, das er „zum Spaß“ macht. Er erzählte uns, wie stark sich die Bildung in normalen staatlichen Schulen von derjenigen in SEKEM unterscheidet und wie sich die Kinder hier auf ihre eigene Weise entwickeln können und die Lehrerinnen und Lehrer die verschiedenen Persönlichkeiten und Fähigkeiten feiern.

 

Das Core Program

Das Core Program ist eines der zentralen und grundlegendsten Konzepte in allen SEKEM-Unternehmen. Es zielt darauf ab, die ganzheitliche Entwicklung zu fördern und die Menschen, einschließlich der Mitarbeitenden und Gemeindemitglieder, durch Aktivitäten zu stärken. Kunst, Schauspiel, Musik und Sprachfähigkeiten werden als Methoden angewendet, um Vertrauen, Kreativität und ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln. Wir konnten eine Sitzung des Core Program in der ISIS-Fabrik beobachten und an der Heliopolis University teilnehmen. Obwohl die Studiengänge eher wissenschaftliche ausgerichtet sind, wurde deutlich, dass das Core Program die sozialen und persönlichen Fähigkeiten der Studierenden entwickelt. Einige von ihnen erzählten uns, dass sie nach drei Jahren die künstlerischen Aktivitäten sehr schätzen.

 

Die Heliopolis University

Zur Vorbereitung der Exkursion tauschte ich mich mit Nana Woo von der Heliopolis-Universität aus und organisierte mit ihr zusammen zwei volle Tage, in denen wir einen interkulturellen Austausch mit den Studierenden hatten und am Core Program der Universität teilnahmen.

Wir nahmen an verschiedenen Kursen des Core Program teil, wie Theater, bildende Kunst, Bewegung und Musik. Es war das erste Mal, dass ich Eurythmie (oder Bewegungskunst, wie sie dort genannt wird) mit Menschen machte, die noch nie davon gehört hatten. Der Ansatz war anders als der, den ich kannte. Die Lehrerin konzentrierte sich statt auf eurythmistische Begriffe auf das Gruppengefühl und das notwendige Bewusstsein für Präsentationen und Auftreten, das im Studium und im späteren Leben wichtig ist. Die Kommentare der Studierenden lauteten u. a.: „Es hilft der Haltung; ich werde mir meiner Körpersprache bewusster; es hilft mir, meinen persönlichen Raum wahrzunehmen.“

Auf besondere Einladung hin trafen wir Dr. Ahmed Ghobashy, Professor für Geschichte und Leiter des Core Program, mit dem wir ein Gespräch über die Anwendung des Programms führten und wie die Studierenden damit umgehen. Am Nachmittag trafen wir einige Studierende und Nana Woo für unseren interkulturellen Austausch, und kamen gemeinsam ins Gespräch. Durch einige Übungen lernten wir uns kennen und erkannten unsere Ähnlichkeiten und Unterschiede auf persönlicher und kultureller Ebene. Das fruchtbare Treffen wurde am nächsten Tag wiederholt, zusätzlich hatten wir am Ende eine Reflexionsrunde. Das Ergebnis war sehr positiv, und es ließ uns über unsere eigene Realität und Kultur nachdenken.

 

Bauern und ihre Entwicklung durch SEKEM

Nach der Erkundung der verschiedenen Projekte von SEKEM besuchten wir einen SEKEM-Bauern in Fayoum, etwa 170 km von SEKEMs Hauptsitz in Bilbeis entfernt. Diese Region, bekannt als der „Garten Ägyptens“, beeindruckte uns. Wir erhielten eine Führung durch die Plantagen des SEKEM-Bauern. Die vielfältige Produktion der Farm umfasst Kamille, Zwiebeln, Knoblauch, Lauch, Koriander, Dill und Frühlingszwiebeln. Die Farm verwendet ein altes Bewässerungssystem, bei dem ein Hauptstrom durch das Feld fließt und das Wasser über das Land verteilt wird. An den Rändern der Felder wachsen die drei Baumarten Oliven, Guaven und Zitronen, die eine natürliche Barriere gegen die Wüstenwinde bilden und die Ernte schützen. Der Bauernhof ist Teil der SEKEM-Initiative „Economy of Love“, die 15.000 zertifizierte Bio-Bauern in ganz Ägypten unterstützt. Diese Bäuerinnen und Bauern müssen biodynamische Praktiken übernehmen, mit den Ingenieuren von SEKEM zusammenarbeiten und an kulturellen Veranstaltungen teilnehmen.

Nach der Führung wurden wir in das Haus des Bauern eingeladen, wo wir ein traditionelles ägyptisches Mittagessen mit frischem Brot und Schwarztee mit Minze genossen. Wir erfuhren, dass SEKEM Gesundheitsversorgung bietet und die lokale Gemeinschaft unterstützt. Der Bauer erklärte, dass die biologische Produktion, obwohl sie teurer ist, finanziell nachhaltiger ist, da die Produkte zu höheren Preisen verkauft werden. Dieser Besuch gab uns einen näheren Einblick in das Leben der SEKEM-Bauern, ihre Verbindung mit dem Land und die kulturelle Bedeutung ihrer Arbeit. Er verschaffte uns wertvolle Einblicke in ihre landwirtschaftlichen Praktiken, die Herausforderungen, denen sie gegenüberstehen, und wie SEKEMs Unterstützung dazu beiträgt, diese Herausforderungen zu meistern, sowie ihre wirtschaftliche und soziale Situation.

 

Kultureller und historischer Aspekt

Als Teil des ägyptischen Kultur- und Geschichtsprogramms besuchten wir Kairo, das Grand Egyptian Museum, das Museum für ägyptische Geschichte, die Pyramiden, das alte Kairo und den Markt. Es war kein unwichtiger Aspekt der Reise, da es die Grundlage zeigte, auf der SEKEM steht. Die Pyramiden zu sehen und den Reichtum, den sie verkörpern, zu erleben, gab mir einen tieferen Einblick in das Verständnis des Menschen, der sich vor Tausenden von Jahren in diesem Gebiet niedergelassen hat. Ich muss aber zugeben, es war schwer zu begreifen, dass dies das gleiche Gebiet ist wie heute, besonders nach einem Besuch auf dem Khalel-Khalili-Markt, wo ich keine wirkliche „Wahrnehmung des Menschen“ spüren konnte.

 

Fazit

Es ist schwer in Worte zu fassen, welchen Eindruck Ägypten und SEKEM bei mir hinterlassen haben. Das Gewicht der Geschichte war sehr präsent für mich, die Pyramiden berühren Seele, Körper und Geist. Ihre Größe und Schwere sind im ganzen Körper zu spüren, als ob man nur durch den Blick auf sie noch schwerer geworden wäre. Auch wenn man auf diesen massiven Kalksteinen steht, fühlt man sich schwerer als sonst. Die Seele schwebt davon, sie erhebt sich mit der Höhe dieser von Menschen geschaffenen Wunder und beobachtet von oben. Der Geist wandert umher, als wolle er einen Weg finden, ohne aufzugeben. Die Pyramiden stehen da, ohne jegliche Auseinandersetzung mit ihrer Umgebung, und ich musste mich daran erinnern, dass sie auch in der Nacht noch da sein würden, es schien seltsam. Genauso ist es mit dem gesamten SEKEM-Projekt. Etwas so Großes zu sehen, das dennoch so rein ist in seiner Essenz, das gesunde Sich-Entwickeln des Menschen, der Tiere und der Erde in ihren Grundprinzipien zu bewahren und überall anzuwenden, ist eine Haltung, die staunen lässt. Ich war sehr berührt, als ich sah, wie die anthroposophischen Werte in einer Kultur, die so anders ist als die westliche, angepasst, neu erlernt und angewendet werden, wie die biodynamische Landwirtschaft alle beeindruckt, die sie kennenlernen, und wie die Waldorfpädagogik den Lehrern ein tieferes Verständnis für die Kinder, auch in einem Land wie Ägypten, vermittelt. Ich würde abschließend sagen, dass SEKEM mir aus praktischer Perspektive gezeigt hat, dass, wenn es darum geht, ein „freier Mensch“ zu werden, alle Menschen gleich sind, überall. Alle haben die gleichen Bestrebungen, die, wenn man fragt, uns alle zu denselben Antworten führen. Und doch gehört jeder und jede von uns zu seiner/ihrer eigenen Antwort. SEKEM ist ein Raum, der das fördert, in jeder Sphäre.

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