Und es gibt sie doch Impressionen von der Langen Nacht der Anthroposophie
Am Samstag, 24. Mai, hat sie stattgefunden ‒ die Lange Nacht der Anthroposophie in Freiburg, ein ganzes Kulturprogramm aus über 60 Einzelveranstaltungen: mit Workshops aus den Praxisfeldern der Anthroposophie, Kurzvorträgen und Gesprächen mit lokalen und überregional bekannten Fachleuten, Aufführungen und Cafés. Das Ganze im Rudolf-Steiner-Haus in Freiburg-Herdern, in der Waldorfschule Schwimmbadstraße und in der Christengemeinschaft Freiburg. Ein Nachklang aus dem Veranstalterteam von Mensch?! Vielfalt Anthroposophie.

So viele anthroposophische Themen gleichzeitig, kann das gutgehen? Und dann noch verteilt auf drei Orte in der Stadt! Verdünnt sich da nicht das Publikum? Erreichen wir so „die Öffentlichkeit“? Oder wird es ein „Binnenpublikum“ sein? Was heißt eigentlich innen, was ist außen? Ist da überhaupt noch jemand?
Die Lange Nacht hat uns eindrücklich gezeigt: Es gibt sie doch, die Kraft der Anthroposophie. Das Potenzial ist da – so vielfältige Fachkompetenz war vor Ort, so viele Besucherinnen und Besucher, die mehr wissen wollten. Menschen aller Altersstufen, die mit lebhaftem Interesse in so viele Veranstaltungen strömten. Angeregte, belebte Stimmung, wenn die Türen wieder aufgingen. Häufigster Kritikpunkt: „Ich kann mich doch nicht zerteilen! Zu viele interessante Sachen gleichzeitig!“ Stimmt. Aber es waren die Vielfalt und Qualität des Angebotenen, die ein solches Publikum angezogen haben: Verdichtung, nicht Verdünnung.
Wir haben bekannte Gesichter gesehen und uns über die vielen Begegnungen gefreut. Wir haben auch so viele uns Unbekannte gesehen: Ist das die Öffentlichkeit? Wir finden, Waldorfeltern in ihrer Verschiedenartigkeit anzusprechen, ist auch Öffentlichkeit. Es waren auch Nicht-Waldorfleute da, einige haben Fragen gestellt. In die Christengemeinschaft kamen Menschen, die noch fast nie oder schon lang nicht mehr da gewesen waren.
Manches ging auch nicht wie erhofft, viele Erwartungen von Mitwirkenden und Gästen werden offengeblieben sein und einzelne Veranstaltungen waren weniger besucht, als sie verdient hätten. Die Organisation des komplexen Programms wurde gelobt, aber perfekt war’s nicht. Als kleines Team sind wir an manche Kraftgrenze geschrammt. Das Ganze war es wert und wir sind dankbar für die Unterstützung und das gemeinsame Handeln so vieler begabter Menschen, die sich zu einer Sache vereinten.
Und das war spürbar. „Es gab eine überraschende Verbindung mit den Besuchern. Wenn schnell etwas gemacht werden musste, waren überall Hände!“, sagt eine aus unserem Team. „Im Shuttlebus angeregte Gespräche, ein inspiriertes Gemeinschaftsgefühl. In der nächsten Veranstaltung saß ich neben einem Menschen, mit dem ich es nicht leicht habe. Und es war eine so friedliche Verbundenheit!“, erzählte eine Besucherin. „Ich fuhr mit dem Fahrrad von der Wiehre zum Steiner-Haus und plötzlich hatte ich das Gefühl, es sind alles Freunde – die ganze Welt!“, meinte eine andere. „Am nächsten Morgen hatte ich das innere Bild eines großen Organismus, der über Freiburg erschien ...“, eine dritte.
Aber wenn genau das jetzt die viel gescholtene „Bubble“ ist, eine allzu gemütliche Sphäre, in der „wir“ uns selbst bestätigen? Vielleicht war sie das auch. Doch die besondere Freude, die anwesend war, muss noch andere Gründe haben. „Fühle mich inspiriert und wieder angebunden an eine Suche, die mich zeitlebens beschäftigt.“ – „Ich wurde einige Male tief berührt, genährt und inspiriert.“ – „In meiner gesamten Schulzeit (13 Jahre, Regelschule) habe ich nie ein so schönes Tafelbild wie im Café-Zimmer gesehen. Ein Kunstwerk. Nudelsalat gegessen, Kunstwerk betrachtet. Wonderful.“ – „Ich hab noch mehr Lust auf Waldorf bekommen. Vielleicht mach ich eine Ausbildung.“ – „Ein Feuerwerk der Begeisterung ... Gehaltvolles von tollen Referenten in begrenzter Zeit, ganz erstaunlich.“ – „Vielfalt – lebendige Atmosphäre.“ – „Und höchste Qualitäten.“ Das schrieben uns Menschen auf Zettel, die wir vorbereitet hatten. Eine Workshopleiterin notierte: „Deutlich mehr Interessierte als erwartet! Dabei durchweg Menschen, die ich im Umkreis des Rudolf-Steiner-Hauses vorher nicht kannte, auch viele Jüngere; intensives, konstruktives Zuhören.“ – „Dieser Tag stand ‚unter einem guten Stern‘!!! Überall, wo ich hinkam, waren Saal oder Räume bestens gefüllt und das Interesse wahrhaft groß. Es freut mich, dass so viele Menschen teilgenommen haben – nicht nur als Zuhörer, sondern auch als Akteure.“ – „Die besuchten Angebote waren ‚goldrichtig‘ für mich.“
Das lag nicht an der „Bubble“. Es lag an der Berührung durch Wesentliches. Und die gibt es eben doch.
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