Ganz ungefiltert auf mich schauen
Über das „JAN-Treff“ im August 2022.

Ende August traf sich eine Gruppe junger, interessierter Menschen in der Nähe von Hamburg, um sich in der folgenden Woche gemeinsam Fragen und Antworten zu stellen. Die Gemeinsamkeit: der Bezug zur Anthroposophie. Ich hatte das Glück, nach einem Jahr Pause ebenfalls wieder dazu zu stoßen.
Trotz meiner 13 Jahre als Waldorfschülerin habe ich kein klares Bild der Anthroposophie. Wie viele in meinem Alter stelle auch ich mir Fragen. Fragen, welche das Leben, die Zukunft, den Geist und die Wahrnehmung betreffen. Der Wunsch nach Verständnis von Zusammenhang und Umgang meiner Lebensgeschichte wächst zunehmend. Meine Hoffnung: die Anthroposophie.
Wir arbeiteten mit mehreren Gastdozenten zu den vier Temperamenten, lernten ihre Stärken, Schwächen und Reaktionsmuster kennen. Ich entdeckte Teile jedes Temperamentes in mir, die mir vorher nicht bewusst gewesen waren. In den themenbezogenen Gesprächen und Fragen kristallisierte sich bei mir ein klareres Bild von Selbstakzeptanz und Selbstvertrauen heraus.
Gestärkt wurde dies durch die, meiner Meinung nach, schönste Erfahrung der gemeinsamen Zeit: Das Kennenlernen und Anwenden einer Gesprächstechnik, welche sich „ehrliches Mitteilen“ nennt. Sie zeichnet sich aus durch das simple, ehrliche Mitteilen von Gefühl, Gedanken und Wohlbefinden in einer Momentaufnahme. Im kleinen Kreis bekam ich also die Chance, ganz ungefiltert auf mich zu schauen, Gedanken und Empfindungen dieses Momentes zu teilen, ohne eine Bewertung der anderen zu erwarten.
Gespräche und Augenblicke, gelenkt durch Geist und Verstand, wechselten ab mit körperlicher Bewegung wie Seiltanzen und dem damit verbundenen Aufbau einer inneren und äußeren Balance und Volleyballspielen unter den Kronen der Bäume.
Da sich ein großer Teil der Gruppe dem Kartenspiel „Doppelkopf“ verschrieben hatte, kamen wir auch um die täglichen Runden nicht herum. Abends beendeten wir den Tag mit einem Lagerfeuer, Gesang und tiefgründigen Gesprächen. Der krönende Abschluss dieser intensiven Zeit war das Hoffest, bei welchem wir tatkräftig mit anpackten.
Abschließend kann ich sagen, dass die Zeit für mich wunderschön, erfüllend und aufregend war. Die Menschen, welchen ich dort begegnet bin, sind mir in dieser Zeit sehr ans Herz gewachsen. Ich finde es zudem sehr erfrischend, junge, engagierte und philosophie-begeisterte Freunde zu treffen, die sich die gleichen Fragen stellen und gleichzeitig bereit sind etwas zu verändern. Danke!
Lale Joachim | Teilnehmerin an dem Jan-Treffen