Michael-Fest – auch als inklusives, interreligiöses Zusammenspiel
Das vierte Michael-Fest für die AGiD fand am 3. Oktober 2024 am sozialtherapeutischen Christopherus-Hof in Witten statt. Nach einer Begrüßung am Morgen, Gesangsimprovisation und Schilderungen von persönlichen Motiven für ein Michael-Fest teilten sich die rund 40 Teilnehmenden in sechs Kleingruppen auf. Sie kamen anhand des Michael-Briefes „Die Weltgedanken im Wirken Michaels und im Wirken Ahrimans“ ins Gespräch. Anthroposoph:innen, Katholik:innen, Muslim:innen, Bewohner:innen des Hofes und eine Transgenderfrau begegneten sich auch in der zweiten Einheit, einem Plenum zum Zeitgeschehen.
Dort trugen mehrere Menschen Michael ihre Sorgen, Anliegen und Beobachtungen im Hinblick auf Zeitereignisse vor: die Naturzerstörung mit Ausblick auf eine künftige Vergeistigung der Werkwelt, die spaltende Wirkung des wachsenden Nationalismus, die einende kosmopolitische Kraft der Musik, Widersprüche zwischen gelebter Toleranz und dem Wählen einer intoleranten Partei. Somit war ein gedanklicher Boden für das Michael-Fest bereitet.
Mittags wurden alle auf dem schönen Gelände „Gärten für die Gemeinschaft“ in Zelten mit pakistanischem Essen opulent verköstigt. Friedemann Uhl hatte das organisiert. Zwei pakistanische Küchenmitarbeiterinnen nahmen, sofern sie Zeit hatten, an den Einheiten teil.
Am Nachmittag war ein Festival vor allem für junge Menschen mit Übungsgruppen, künstlerischen und praktischen Angeboten und Naturerlebnissen im Freien geplant. Es fand in etwas reduzierter Form statt.
Für das Michael-Fest versammelten sich die Teilnehmenden wieder im „Kulturstall“ (Saal) des Hofes. Olga Kranich stimmte mit Übungen im Summen auf Momente der Stille ein. Ein Michael-Fest ohne Programm – nach ihrer kurzen Hinführung leitete Rosina Breyer alle zur Lauteurythmie des Namens Michael an. Da wir diesmal kaum Instrumente einsetzten, spielte sich das spontane Geschehen vorwiegend in Sprache und Gestik ab, auch in Pantomime und kurzen, fast szenischen Wortwechseln. Jona Lindermayer verhalf dem Prozess immer wieder zu Aufschwung und Konzentration, indem sie geistesgegenwärtig die vorhandene Seelenstimmung in freier Bewegung zum Ausdruck brachte.
Nach einem regelrechten Feuerwerk von Sonnenuntergang fand in der Abenddämmerung neben „Kräuterbeet“ und „Weidendom“ in den „Gärten für die Gemeinschaft“ ein kleines Friedensfest statt: Um eine Eisenschale, in der ein kräftiges Feuer brannte, versammelten sich 30 Menschen im Kreis. Wir sangen Kanons und Lieder, hörten Weisen auf einer Chrotta und das „Vaterunser“ auf Russisch, Arabisch und Deutsch. Während wir das Ereignis mit „Wie die hohen Sterne kreisen“ beschlossen, kämpften sich zwischen Wolken Sterne am Himmel hindurch. So konnte ein ereignisreicher michaelischer Tag mit einer dichten, ruhigen und friedvollen Stimmung zum Ende kommen.
Marcus Gerhardts/Barbara Messmer