Mit vereinten Kräften

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Wie können wir die Aufgaben und Herausforderungen unserer Zeit, die unsere lebendige Welt, unseren Kosmos und unsere menschlichen Zusammenhänge durchdringen, in die Zukunft hinein heilsam und wirksam weiterentwickeln?

Mit dieser Frage begannen wir einen Prozess, an dessen Ende wir das Bildungs-Festival 2024 feierten. Vorangegangen war 2019, ebenfalls in Schloss Hamborn, das rauschende „Waldorffestival“, wo sich die Waldorfwelt zu Recht für 100 erfolgreiche Jahre Menschenbildung feierte. Ebenfalls vorangegangen waren aber auch mehrere Jahre Coronapandemie, die gerade viele junge Menschen in große Unsicherheit, Depression und Einsamkeit führte. Als eine mögliche Antwort auf die Pandemiezeit, in der sich die oben genannte Frage noch viel dringlicher stellte, wurde schon im Sommer 2021 in der Anthroposophischen Gesellschaft die „Initiative CampusBildung“ gegründet, die nun im Bildungs-Festival 2024 ihren vorläufigen Höhepunkt fand.

Bildung, ganzheitlich aufgefasst, ist einerseits ein grundlegendes Motiv in der anthroposophischen Bewegung und gleichzeitig eine zentrale Leitfrage der anthroposophischen Ideenwelt. Schon einer der Gründungsväter von Schloss Hamborn, Siegfried Pickert, verband sich stark mit dem anthroposophischen Bildungsimpuls. So war er einer der jungen Menschen, die vor über 100 Jahren an Steiners „Pädagogischem Jugendkurs“ teilnahmen, und begleitete daraufhin aktiv die Entwicklung der Anthroposophie. Zusammen mit vielen Mitstreitenden begründete er einige Jahre später die Kulturoase „Schloss Hamborn“, in der sich über die Jahrzehnte viele anthroposophisch inspirierte Lebensfelder wie Medizin, Landwirtschaft, Pädagogik, Kunst, Kultur und Soziales in Anbindung an den Zeitgeist ansiedelten. Nicht zuletzt wurde dort im Sommer vergangenen Jahres die anthroposophische „Jugendsektion Deutschland“ feierlich gegründet – insgesamt also ein idealer Boden für unser Festival!

In der zweiten Jahreshälfte 2023 bildete sich ein Vorbereitungsteam und widmete sich der konkreten Ausarbeitung des Festival-Programms sowie der Ausgestaltung eines lebendigen und vielfältigen Rahmens: Sebastian Knust kümmerte sich als Projektverantwortlicher intensiv um die Koordination der einzelnen Planungsschritte und bereitete in Zusammenarbeit mit Michael Schmock, Matthias Niedermann und Wilfried Gabriel mehrere Plenumsveranstaltungen mit inhaltlichen Beiträgen und Reflexionen vor, die sich mit Fragen rund um Ausbildung, Beruf, unsere Gesundheit und Anthroposophie beschäftigten. Dafür wurden viele Fachexpert:innen eingeladen, darunter die Kinderärztin Karin Michael, der ehemalige Politiker Gerald Häfner oder der Ökonom Niko Paech. 25 Praxisexkursionen und Berufsforen sorgten zudem für Einblicke in verschiedenste Fach- und Themenbereiche wie Waldorfpädagogik, anthroposophische Medizin, Landwirtschaft, Wirtschaft und Soziales sowie Berufsorientierung und Kunst. Friedemann Uhl entwickelte den lebendigen Bildungsmarkt mit über 50 Ständen unterschiedlicher Hochschulen und Ausbildungen sowie Ausbildungsbetrieben mit anthroposophischem Hintergrund. Gerhard Stocker hatte als Generalsekretär der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland die Hauptverantwortung für das Festival inne. Emilia Peschel war als Studentin nah dran an unserer Zielgruppe und setzte in feinfühliger Weise Akzente bei der Musikauswahl oder bei Themen wie Nachhaltigkeit und Achtsamkeit. Mischka Kaiser schließlich sorgte für das Bühnenprogramm und begeisterte viele Hamborner zur Mitgestaltung an der immensen organisatorischen Aufgabe. Abgerundet wurde das Programm von dem tiefsinnigen Akrobatik-Theater der „Compagnie Pas de Deux“. Der Prozess wurde von Beginn an von den Vorständen der Anthroposophischen Gesellschaft und Schloss Hamborn, sowie von der „Allianz anthroposophischer Verbände und Organisationen“ begleitet.

Mit dem Jahr 2024 verdichteten sich die gemeinsamen Bilder zunehmend und es entwickelte sich ein stimmiges Konzept, das bis in die ersten Maitage hinein immer greifbarer und lebendiger wurde und dann tatsächlich Gestalt annahm: Mehr als 600 Menschen – meist junge Teilnehmende zwischen 17 und 30 Jahren, Referent:innen, am Markt Teilnehmende und Helfende – kamen zusammen und wurden Teil der lebendigen Festival-Gemeinschaft.

Von Beginn an wurde das Festival durch die freudvolle und tatkräftige Stimmung vieler junger Menschen getragen. Wer zu uns kam, der wollte auch etwas: andere Menschen treffen, an dem interessanten Programm teilnehmen, in unterschiedlichste Berufsbereiche Einblick erhalten oder einfach zur Musik der Bands tanzen. Dies bemerkte auch ein 72-jähriger Rentner und Shuttle-Busfahrer: „Ich konnte endlich mal wieder junge Menschen mit Enthusiasmus und Impulsen erleben.“

Hervorzuheben ist außerdem, dass mehr als 100 Menschen aller Altersstufen aus Hamborn sich zusammengefunden hatten und viele Aufgaben des Festivals ehrenamtlich in die Hand nahmen. Dadurch wurden der Aufbau, das Nachtcafé, Putzdienste und vieles mehr gestemmt. Besondere Erwähnung soll auch die Gruppe Jugendlicher aus den Wohngruppen der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung finden, die sich für die Betreuung des Info-Points, der Anlaufstelle aller Festival-Teilnehmer, meldeten.

„Was nimmst Du mit vom Bildungs-Festival 2024?“ Diese Frage stellten wir in der Abschlussrunde des Festivals. Hier einige Antworten:

„Ich nehme mit Hoffnung für die Zukunft. Ebenso habe ich nun einen entspannteren Blick auf meinen eigenen zukünftigen Bildungsweg. Ich wurde ermutigt, das zu tun, was ich will, anstatt nur Qualifikationen zu sammeln. Und ich erhielt Tatkraft, inspiriert durch die vielen tollen Möglichkeiten. Ganz viel tolle Ideen!“

„Ich habe es mehr denn je geschafft, mich neuen Menschen zu öffnen.“

„Sehr viel Liebe. Ganz viele Fragen, die ich mir selber öfter stellen sollte, für die ich noch eine Antwort suche. Kraft und neuen Mut, wieder mehr meinen ganz eigenen Weg zu gehen, vollkommen gleich, was von mir erwartet wird. Jede Menge Inspiration, Neues zu erschaffen.“

„Viel Energie und Erinnerungen, von denen ich noch lange zehren kann. Viele tolle Menschen, mit denen ich ins Gespräch kommen konnte, und eine so positiv geladene Stimmung.“

„Wir haben mit vereinten Kräften eine Idee auf den Boden geholt, die jetzt in die Zukunft hinein wurzeln wird. Schloss Hamborn ist, ganz im Sinne seines Gründungsimpulses, ein hervorragender Gastgeber und Nährboden für Initiatives. Vielen Dank für das Vertrauen, vielen Dank fürs Mitgestalten und vielen Dank für alles Weitere.“

Wenn man so ein unternehmerisches Abenteuer antritt, dann kreiert man da, wo alles kräftig durchdacht und durchleuchtet ist, Gelingendes. Und dort, wo man nicht gründlich genug war bzw. wo man als Planungskreis kein stimmiges, gemeinsames Bild entwickeln konnten, potenzielle, nicht selten mit Widerständen einhergehende Probleme, mit denen wir selbstverständlich auch zu kämpfen hatten. Aber: „Bildung ist die ständige Entdeckung unserer eigenen Unwissenheit“, sagte einst der Psychologe William James dazu und drückt dadurch aus, dass es wichtig ist, immer weiterzumachen, um durch das Begehen weiterer „Fehler“ immer mehr Licht ins Dunkel zu bringen. Also erst einmal vorab und in diesem Sinne: Wir machen weiter!

„Bildung ist der Punkt, an dem wir entscheiden, ob wir die Welt genug lieben, um Verantwortung für sie zu übernehmen und sie so vor dem Untergang zu bewahren, der ohne die Erneuerung und das Kommen des Neuen und Jungen unvermeidlich wäre.“
(Hanna Arendt)

Mischka Kaiser (Schloss Hamborn) und Sebastian Knust (Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland)

Ein herzlicher Dank geht an die vielen aufgeschlossenen Teilnehmenden, Referent:innen und Künstler:innen, an Schloss Hamborn, die vielen Teilnehmenden beim Bildungsmarkt, die Allianz anthroposophischer Verbände und Organisationen, unsere vielen Förderer und Sponsoren und nicht zuletzt an die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland!

Videos, Berichte und Fotos findet ihr hier:

Website: www.bildungs-festival.de
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Instagram: www.instagram.com/bildungs_festival