Sebastian Knust im Interview mit .FACTUM – Ehrliche Kommunikation
Für unsere große Veranstaltung im Rahmen des Jubiläums „Steiner 2025“ auf dem Stuttgarter Schlossplatz arbeiten wir seit über einem Jahr mit der Kommunikationsagentur „.FACTUM – Ehrliche Kommunikation“ aus München zusammen. Mit ihr bauen wir auch die Website „anthroposophie.de“ auf. Jörg Röthlingshöfer, Geschäftsführer der Agentur, und die Projektleiterin Veronika Much geben im Interview Antworten rund um das Event und ihren Blick auf die Anthroposophie.

Sebastian Knust | Die Planung eines Großevents für die anthroposophische Bewegung ist sicherlich keine alltägliche Aufgabe für eine Kommunikationsagentur. Welche Fragen, Aufgaben und Herausforderungen seht ihr in Bezug auf das Vorhaben – mitten auf dem öffentlichen Schlossplatz in Stuttgart?
Veronika Much | Zuallererst möchte ich mich herzlich für die Gelegenheit bedanken, dieses wertvolle Event der anthroposophischen Bewegung mitzugestalten. Als Projektleitung für das Event auf dem atemberaubenden Stuttgarter Schlossplatz ist mir bewusst, dass wir hier nicht nur ein Großevent, sondern eine Plattform für die Werte der anthroposophischen Bewegung schaffen: Die Konzepte des ethischen Individualismus Steiners dürfen über den Stuttgarter Schlossplatz in die Welt hinausgetragen werden.
Folgende Fragestellungen und Aufgaben bilden den Mittelpunkt unserer Aktivitäten:
• Wie schaffen wir ein offenes, einladendes Ambiente, das Menschen auf allen Ebenen
anspricht – von erfahrenen Kennenden der Anthroposophie bis hin zu jenen, die erstmals auf ihre Ideen stoßen?
• Welche Kommunikation hilft, auch neue Interessierte für unsere Werte zu gewinnen?
• Wie erreichen wir eine weitgehend reibungslose Zusammenarbeit mit allen Beteiligten, von Kunstschaffenden, Ausstellenden, helfenden Händen bis zu Behörden, damit diese Begegnung in ihrer Gesamtheit gelingen kann?
Wir freuen uns darauf, mit euch diese Vision zu ermöglichen und den Schlossplatz in einen Ort zu verwandeln, der Offenheit und Begegnung spürbar macht.
Jörg Röthlingshöfer | Ich persönlich sehe die größte Herausforderung darin, auf eine ausgeglichene Art und Weise sowohl die Spiritualität und Weltanschauung Rudolf Steiners zu zeigen als auch die Praxisfelder der Anthroposophie zu präsentieren. Wenn uns das gelingt, bietet die Veranstaltung die einzigartige Möglichkeit, die Anthroposophie in einem positiven und zeitgemäßen Licht zu präsentieren und damit Vorurteile abzubauen.
SK | Durch die intensive Beschäftigung mit anthroposophischen Themen habt ihr ja sicherlich schon ein gewisses Bild der Philosophie und ihrer Protagonisten bekommen. Könnt ihr davon eine Skizze machen?
VM | Vor allem das Kennenlernen der einzelnen Menschen der AGiD und die Art der Zusammenarbeit haben mir persönlich die Philosophie der Anthroposophie auf einer besonderen Ebene nähergebracht. Eine Achtsamkeit gegenüber der Menschheit und jedem einzelnen Menschen, die ich selten erfahren darf, obwohl wir mit vielzähligen sozialen Einrichtungen, Verbänden und Vereinen zusammenarbeiten. Gleichzeitig kann ich in den verschiedenen Bereichen der Anthroposophie den Ansatz zur Heilung für jeden einzelnen Menschen erkennen und kennenlernen – vom Kind bis zum Erwachsenen, von Menschen aus sozial schwachen Familien bis zu Menschen mit Assistenzbedarf, von der Ernährung bis zur Medizin. Dass ich so tief in diese Philosophie eintauchen darf, ist auf meinem persönlichen Lebensweg ein unglaubliches Geschenk. Dieses Gefühl darf und kann ich nun nach außen transportieren.
JR | Mir geht es ähnlich wie Vroni: Ich empfinde die Zusammenarbeit mit allen als sehr angenehm und vertrauensvoll. Ich merke, dass hinter der operativen Arbeit eine wirkliche Überzeugung für die Sache steckt. Diese Überzeugung und natürlich auch das große Netzwerk machen die Aufgabe lebendig. Nur deshalb können wir auch in dieser Zeit eine so große Veranstaltung auf die Beine stellen.
SK | Welche Ziele habt ihr für die geplante Veranstaltung und welche Wünsche für die weitere Zukunft gebt ihr der anthroposophischen Bewegung mit auf den Weg?
VM | Unser Ziel ist, die Sichtbarkeit der Anthroposophie zu erhöhen und in all ihrer Vielfalt zu zeigen. In den letzten Jahren stand die Anthroposophie in der öffentlichen Wahrnehmung vor großen Herausforderungen. Besonders während der Corona-Pandemie geriet die Bewegung ins Visier, da ihre Haltung gegenüber Impfungen und der Einsatz komplementärmedizinischer Heilmethoden kritisch betrachtet wurde. Diese Diskussionen verstärkten das Bild, dass Anthroposophie und moderne Wissenschaft im Widerspruch stünden – auch die Waldorfpädagogik blieb nicht unberührt. Wir möchten nun aktiv Missverständnisse aufklären und zeigen, dass Offenheit, kritische Reflexion und ein zeitgemäßes Selbstverständnis bedeutungsvolle Teile des Wesens der Anthroposophie sind. Dieses Bild nehmen wir indessen selbst in die Hand, schärfen es im öffentlichen Raum, gestalten es. Wir gestalten den Raum, der dieses Bild transportiert, – nämlich den Stuttgarter Schlossplatz – so, dass Menschen in all ihrer Buntheit sich willkommen und verbunden und sogar aufgehoben fühlen.
JR | Die Veranstaltung bietet eine noch nie dagewesene Plattform, um das breite Spektrum der anthroposophischen Praxisfelder einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dies betrifft nicht nur die spirituellen Inhalte, sondern auch die konkreten Errungenschaften in Bereichen wie Pädagogik, Kultur, biodynamische Landwirtschaft und anthroposophische Medizin. So kann die Veranstaltung nicht nur das Verständnis für die Anthroposophie fördern, sondern auch aktiv Menschen dafür begeistern. Ein Herzstück der geplanten Veranstaltung ist auch der offene Austausch zwischen Unterstützenden und kritischen Stimmen. Damit zeigt die Bewegung ihre Bereitschaft, sich aktiv mit Fragen und Bedenken auseinanderzusetzen. Durch Podiumsdiskussionen und interaktive Formate entsteht ein Raum für konstruktive Reflexion, der verdeutlicht, dass die Anthroposophie dynamisch und lernbereit ist. Diese Offenheit fördert das Vertrauen der Öffentlichkeit und unterstreicht die Fähigkeit der Bewegung, sich weiterzuentwickeln und auf neue Perspektiven einzugehen. Ansonsten wünsche ich der Bewegung, dass sie stets ihre spirituellen Wurzeln im Blick behält und offen damit umgeht. Denn nur so gelingt wirkliche Glaubwürdigkeit.
VM | Einzugehen auf neue Perspektiven ist das Stichwort, denn neuewir durch das Großevent „Steiner Jubiläum 2025“ mit der Öffentlichkeit teilen und wertvolle Impulse mitgeben – Impulse für eine zerrissene Gesellschaft, für Menschen, die Heilung suchen, und für den Erhalt unserer Erde!
Zu den Personen:
Veronika Much, geboren am 13.12.1988 in Tegernsee, studierte Kommunikation mit den Schwerpunkten in Pressearbeit, Digitalem und Krisenkommunikation in Rosenheim, Dornbirn (Österreich) sowie Stellenbosch (Südafrika) und schloss ihr Studium mit einem Master ab. Mit über zehn Jahren beruflicher Erfahrung ist sie seit zwei Jahren als Teamleiterin Teil von .FACTUM – Ehrliche Kommunikation. Neben ihrer Arbeit engagiert sie sich für die individuelle Entfaltung junger Menschen in einem bayerischen Kreativzentrum und organisiert dort unter anderem Großevents wie Festivals. Außerdem unterstützt sie Kunstschaffende im Management und setzt sich im Bereich mentaler Gesundheit ein.
Jörg Röthlingshöfer wurde am 9.5.1977 in Fürth geboren. Jörg hat in Erlangen und München Politik, Soziologie und Geschichte studiert und sich bereits während des Studiums 2002 mit der Kommunikationsagentur .FACTUM – Ehrliche Kommunikation selbstständig gemacht. Seitdem ist er Geschäftsführer der Agentur. Jörg ist verheiratet und hat eine achtjährige Tochter.