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Zur Ausrichtung der Anthroposophischen Gesellschaft in Krisenzeiten

Eine persönliche Stellungnahme von Michael Schmock.

von Michael Schmock | 16.03.2022
Michael Schmock | Foto: S.Knust

Die Krisen häufen sich in den letzten 15 Jahren. Von der Finanzkrise über die Flüchtlingskrise, von der Corona- über die Ukrainekrise. Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft artikulieren ihre Betroffenheit zunehmend. Die Positionen verhärten sich und prallen aufeinander. Die letzten zwei Jahren haben diese Tendenz verschärft.

Ich bekomme immer wieder Briefe und Telefonate zu diesen Positionen: entweder eine Beschwerde, dass die Maßnahmen zum Infektionsschutz nicht genügend eingehalten werden oder ein Aufruf zur „Unterwanderung“ der als unsinnig empfundenen Maßnahmen. Einzelne Mitglieder kündigen ihre Mitgliedschaft, weil anthroposophische Verbände zum Impfen aufrufen, andere fordern eine dezidierte Stellungnahme gegen die Impfpflicht. Jetzt in der Ukraine-Krise wieder: hier ein Aufruf zum „Tyrannenmord“, dort ein offener Brief an Putin mit dem Vorschlag, zur Befriedung der Lage in der Ukraine die „Soziale Dreigliederung“ einzuführen.

Nicht selten werden wir als Vorstände der Anthroposophischen Gesellschaft aufgefordert, dezidiert Stellung zu beziehen, oft verbunden mit dem Wunsch nach Handlungsorientierung. Ich selbst sehe es nicht als die Aufgabe der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland an, Vorgaben zu machen und ich will es auch nicht. Vielmehr geht es mir um die Aufklärung aktueller gesellschaftlicher Vorgänge und Hintergründe und darum, eine inhaltliche Grundlage für persönliche Entscheidungen zu erarbeiten, weiterführende Gesichtspunkte zu entwickeln und nicht „Entweder-oder“-Optionen umzusetzen.

Dazu hat es in der Vergangenheit viele Vorträge (auch im Netz), Bücherveröffentlichungen, Kolloquien, Thementage oder Seminare gegeben, immer mit dem Ziel, das individuelle Urteilsvermögen zu stärken, statt einzelne Positionen „festzuklopfen“. Letztere würden nur noch weitere Auseinandersetzungen, Konflikte und Spaltungen hervorrufen. Ich bin der Überzeugung: Wir brauchen heute eine gegenseitige Verständigung, aber auch eine freilassende Meinungsbildung und eine sozial-verbindliche Handhabung im Umgang mit den Krisen.

Was die Pandemie betrifft, gilt es, die Vorgaben einzuhalten (die sowieso bald zu Ende sind). Aber genauso selbstverständlich gehört es zur persönlichen, freien Entscheidung, sich impfen zu lassen. Daher ist ein kritisches Distanzieren und Ausgrenzen von Menschen, die sich aus persönlichen Gründen nicht impfen lassen wollen, genauso unerträglich, wie die Entlassung von Mitarbeiter*innen in Sozialeinrichtungen, die nicht geimpft sind. Eine Impfpflicht lehne ich persönlich deshalb ab.

In Bezug auf die Ausrichtung der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland scheint mir in einer Zeit der Krisen ein Aspekt entscheidend zu sein. Funktionäre der AGiD geben nicht Meinungen vor, ihre Ansichten sind nicht „der Weisheit letzter Schluss“ und sie sind schon gar nicht die „Gralshüter der Anthroposophie". Sie haben die Aufgabe, die anthroposophische Arbeit in der anthroposophischen Bewegung zu fördern. Bestenfalls sind sie Ermöglicher einer vielfältigen und freien Meinungsbildung. Darin unterstützen sie die Mitgliedschaft, die Zweige und die Arbeitszentren, aber auch die weit darüber hinaus gehende anthroposophische Bewegung. Diese findet ihren Ausdruck in vielfältigen und meist voneinander unabhängigen Initiativen, Einrichtungen, Verbänden, Firmen, Ausbildungsstätten, Stiftungen etc.

Mir ist eines in meiner 15-jährigen Tätigkeit deutlich geworden: Wenn wir die Anthroposophische Gesellschaft im 21. Jahrhundert nicht mehr als „Mutter“ und die Institutionen als „Töchter“ verstehen, sondern als gleichwertige Partner, dann entsteht ein neues Feld der Zusammenarbeit, welches die Anthroposophie als Ganzes stärkt. In der „Allianz“ aller anthroposophischen Verbände (Demeter, Ärzte-Verband, Erzieher*innen, Heilpädagogen, Bund der Waldorfschulen usw.) ist diese Ausrichtung bereits Realität geworden. Wir haben einige gemeinsame Projekte im Bereich Anthroposophie auf den Weg gebracht: von den großen Kongressen „Soziale Zukunft“ über eine Vernetzung in der Öffentlichkeitsarbeit und Krisenkommunikation, bis zu dem Vorhaben, die anthroposophischen Ausbildungsstätten durch einen „Campus-Bildung 2023“ zu stärken. Als gemeinsame Perspektive sehen wir auch die ersten gemeinsamen Überlegungen und Initiativen zu „100 Jahre Rudolf Steiner“ an.

In einem Satz zusammengefasst: Die Anthroposophische Gesellschaft wird in all diesen Vorgängen zur „Partnerin“ der anthroposophischen Bewegung. Sie ist nicht die zentrale Anthroposophie-Instanz, sondern die Förderin anthroposophischer Ideen und Initiativen auf „Augenhöhe“. Das ist nach meiner Ansicht ein Gestus, der der Anthroposophischen Gesellschaft eine Aufgabe gibt, die nicht nur für sie selbst steht, sondern im „Ökosystem“ der Anthroposophie genauso unentbehrlich ist wie alle anderen Organe.

In diesem Sinne haben wir in den Krisen  agiert. In diesem Sinne versuchen wir als Teil der anthroposophischen Bewegung zu agieren. Hier wird deutlich: sich in Problemen und Krisen zu verständigen, gibt viel mehr Kraft als sich in Kontroversen aufzureiben. Persönlich wünsche ich allen Mitgliedern und Organen der anthroposophischen Bewegung, dass sie diese Art der Verständigung pflegen, ohne auszugrenzen, Alleinstellungsmerkmale zu postulieren oder anderen Menschen Vorgaben zu machen. Ganz im Sinne eines Kernsatzes von Rudolf Steiner: „Leben in der Liebe zum Handeln und Leben lassen im Verständnisse des fremden Wollens ist die Grundmaxime des Freien Menschen“. Es wäre doch unglaublich heilsam, wenn von der Anthroposophischen Gesellschaft eine nachahmenswerte „Krisen- und Konfliktkompetenz“ ausginge und wir als Vorbild gelten könnten.

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