Die Lichtwurzel – Anbau und Bedeutung als zeitgemäßes Nahrungsmittel
Nicolai Schmidt berichtet über sein von der AGiD gefördertes Forschungsprojekt.
Rudolf Steiner wies in einem Gespräch am Rande des landwirtschaftlichen Kurses darauf hin, dass man versuchen solle, die Dioscorea Batatas (später „Lichtwurzel“ genannt) in Europa anzubauen, da sie die Fähigkeit habe, „Lichtäther“ in ihren unterirdischen Teilen zu speichern. Aufgrund dieses Hinweises wurde diese alte Kulturpflanze im letzten Jahrhundert aus China nach Mitteleuropa geholt, wo sie heute mancherorts angebaut wird.
Ich selbst habe zum ersten Mal bei einem Praktikum auf dem Bauckhof Stütensen von der Lichtwurzel gehört. Das war vor etwa 7 Jahren. Ich hatte damals unmittelbar Interesse für diese Pflanze, hatte aber zunächst keine Möglichkeit, mich näher mit ihr zu beschäftigen. Erst nach meinem Studium der Agrarwissenschaften habe ich beschlossen, die Lichtwurzel versuchsweise anzubauen. Ein Jahr habe ich sie unter recht widrigen Bedingungen in Bonn angebaut und bin dann 2021 mit dem geernteten Pflanzgut auf den biologisch-dynamischen Örkhof im Windrather Tal gegangen, wo ich den Lichtwurzelanbau fortgesetzt habe.
Ich beschäftige mich mit der Lichtwurzel, weil ich glaube, dass sie als Nahrungsmittel eine wichtige Rolle spielt für die zukünftige Menschheitsentwicklung. Kulturen haben immer auch ihre Kultur-Pflanzen. Man kann sogar in gewissem Sinne Pflanzen als kulturstiftend betrachten. Im Rahmen des Stipendiums Anthroposophische Forschung untersuche ich einerseits die Bedeutung der Lichtwurzel als Nahrungsmittel, um daraus ihre Kulturaufgabe abzuleiten. Schon das außergewöhnliche Tiefenwachstum des Speicherorgans gibt hierfür interessante Anhaltspunkte: es ist Ausdruck ihrer besonderen Beziehung zum Unterboden. Wo andere Pflanzen sich in die Feinwurzeln verlieren, da beginnt dieses Pflanzenorgan erst mit der Substanzbildung.
Andererseits beschäftige ich mich mit dem praktischen Anbau der Lichtwurzel. Ich habe bereits verschiedene Anbauer besucht und deren Methoden kennengelernt. Daraus ist der Wunsch entstanden, einen Anbauversuch auf einem von Natur aus sehr sandigen Standort zu machen. Kürzlich habe ich zwei biologisch-dynamische Betriebe im Münsterland gefunden, die solche Versuche mit mir durchführen wollen. In den nächsten Wochen werden wir dort die Lichtwurzel auf dem Acker einpflanzen.
Nicolai Schmidt | geboren 1994, nach seiner Schulzeit an der Rudolf Steiner Schule Bochum studierte er 2014 bis 2018 Agrarwissenschaften in Bonn. Seit 2020 macht er Anbauversuche mit der Lichtwurzel und arbeitet seit 2021 auf dem Örkhof in NRW im Bereich Gemüsebau, Marktbeschickung und Verkauf. Seit 2022 betreibt er das Forschungsprojekt "Dioscorea Batatas“.