Faustpremiere in Dornach
Zur Orginal-Faustseite | www.faust.jetzt
Am Wochenende 10.– 12. Juli feierte die neue Faustinszenierung in Dornach Premiere. Faust 1 und 2 wurden in gekürzter Fassung (9 Stunden) auf die Bühne gebracht. Diesmal in einem neu zusammengestellten Ensemble und mit ganz neuen Akzenten. Der Vorstand der AGiD hatte die Gelegenheit, mit dabei zu sein. Um es gleich vorweg zu nehmen: Ein erstaunliches und gelungenes Bühnenereignis!
Erstaunlich, weil es tatsächlich gelungen ist, die Abfolge der Szenen – auch mit Auslassungen – in einen nachvollziehbaren, in sich schlüssigen Ablauf zu bringen, der das Wesentliche zur Geltung bringt. Ein gelungenes Ereignis, weil die Szenen eine Durchlässigkeit und Transparenz zwischen der sinnlichen und der übersinnlichen Welt erzeugt haben.
Durch die wenigen Requisiten – mal waren es einige Stufen und Podeste (die durch geringfügige Veränderungen jeweils andere Räume eröffneten), dann erschienen Holzbalken quer über die Bühne (die sich von Szene zu Szene bewegt haben, ein Kreuz andeuteten und dann wieder in der Parallelführung einen Weg in den Himmel aufmachten) – entstand diese „Durchlässigkeit“. Besonders auch durch die Licht- und Schattenprojektionen auf der Rückwand der Bühne – mal war es Eurythmie, die sichtbar wurde, mal ein Domfenster, mal der Erdgeist, mal Wolkenschleier – entstanden transparente Räume, die das ganze Geschehen sinnlich-übersinnlich vertieften. Es war ein Gesamtzusammenhang, der eher Mysterien-Drama-Charakter hatte. Die einzelnen „irdischen“ Szenen wie Studierzimmer, Osterspaziergang usw. waren wie kleine Auftakt- oder Haltemomente, die sofort und unmittelbar seelisch-geistige Prozesse „aufgemacht“ haben. Das „Untere“ war immer mit dem „Oberen“ verbunden.
Der Inszenierung von Andrea Pfaehler hiermit ein großes Kompliment, insbesondere auch, weil es diesmal gelungen ist, Eurythmie (Eduardo Torres) und Schauspiel im gegenseitigen Miteinander zu steigern. Auch der „Einschub“ des Orchesters, das unerwartet auf der Bühne mit Solisten und Sprech-Chor erschien (Faust 2, Musik von Elmar Lampson), war in meiner Wahrnehmung ein guter Griff. Es waren hunderte von kleinen Details, die hier gelungen sind, die ich nicht alle einzeln benennen kann. Entstanden ist ein Mysterienspiel, das jeder verstehen, nachfühlen und er-staunen kann – übrigens auch, wenn man nicht schon in die anthroposophische Bühnen- und Eurythmiekultur „eingeweiht“ ist. Darin sehe ich ebenfalls einen Schritt: eine Mysteriendrama-Inszenierung auf die Bühne zu bringen, die nicht nur „unter uns“ Gültigkeit hat, sondern im öffentlichen Kulturleben bestehen kann.
Ich wünsche dieser Inszenierung noch viele, viele Besucher. Machen Sie sich nach Dornach auf, ein Besuch lohnt sich wirklich, auch und gerade, weil dieser Faust zahlreiche Inszenierungs-Traditionen auf stimmige Art und Weise ergänzt.
Weitere Termine: 17.–19. Juli, 24.–26. Juli, 24.und 25. Oktober, Infos & Tickest: www.faust.jetzt.
Michael Schmock