Fördermitglied werden bei der AGiD
Sie betreiben einen Bio-Laden oder eine Gesundheitspraxis, führen ein Unternehmen oder leiten gemeinsam eine Waldorfschule? Dann haben Sie jetzt die Möglichkeit, mit Ihrer Unternehmung Mitglied in der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland (AGiD) zu werden! Im Interview erläutern Julian Schily und Michael Schmock wie das geht und welche positiven Effekte für die anthroposophische Bewegung sie sich dadurch versprechen.
Fördermitgliedschaft beantragen Persönlich Mitglied werden
Sebastian Knust: Lieber Michael und lieber Julian, als Vorstandsmitglieder habt ihr maßgeblich mitgeholfen, die "Fördermitgliedschaft" als neue Form der Beteiligung bei der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland auf den Weg zu bringen. Was ist diese neue Mitgliedschaft und an wen richtet sie sich?
Michael Schmock: Gegenwärtig wird immer deutlicher, dass die Anthroposophie als Bewegung herausgefordert wird, ihr gesamtgesellschaftliches Entwicklungspotenzial öffentlich sichtbar zu machen. Das gelingt sehr viel stärker, wenn die verschiedenen Lebensfelder und die AGiD gemeinsam agieren. Das hat sich in den letzten Jahren durch die Kongressinitiative "Soziale Zukunft" gezeigt, wie gegenwärtig auch in einer gemeinsamen und gut abgestimmten Öffentlichkeitsarbeit. In den nächsten Jahren geht es darum, substanzielle Motive und Aufgaben der Anthroposophie nach außen hin noch sichtbarer zu machen. Zurzeit arbeiten wir mit den anthroposophischen Ausbildungsstätten an Bildungsmotiven und an einem deutschlandweiten "CampusBildung 2023". In 2025 wird es dann um Projekte und größere Veranstaltungen rund um Rudolf Steiners 100. Todestag gehen. Das alles wird koordiniert durch die Zusammenarbeit aller anthroposophischen Verbände, die mehrfach im Jahr tagen und von der AGiD eingeladen und moderiert werden. Dieser Zusammenschluss scheint mir ein Schlüssel für die Entwicklung der Anthroposophie im gesamtgesellschaftlichen Kontext zu sein. Um diese Impulse zu stärken, braucht es auch finanzielle Ressourcen, die teilweise durch die AGiD und die Verbände in Deutschland aufgebracht werden können. Mit der Bitte um eine Fördermitgliedschaft suchen wir nach einer weitergehenden Unterstützung für diese gemeinsamen Aufgaben der anthroposophischen Bewegung. Je mehr Institutionen sich durch eine Fördermitgliedschaft beteiligen, desto stärker wird dieser Impuls und mir scheint, dass die Anthroposophie damit zukunftsfähiger wird - nach innen und auch nach außen im öffentlichen Diskurs.
Julian Schily: Die Anthroposophische Gesellschaft ist der Zusammenschluss von Menschen, die die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft fördern wollen. Das dies nicht lokal begrenzt ist, also nicht nur in Dornach geschieht, ist inzwischen gängige Meinung. Und es geschieht in einer völlig freilassenden Weise. Dies birgt Chancen, nämlich dass eigentlich jeder frei denkende Mensch in diesem Sinne Mitglied der Gesellschaft sein kann, birgt aber auch Risiken, denn es ist nicht einfach die Gesellschaft erkennbar (abgrenzbar) zu gestalten. Gesellschaft entsteht da, wo Menschen zusammenkommen. Sie lebt in dem Dazwischen-Sein. Aus den Ergebnissen der anthroposophischen Arbeit sind vielfältige Einrichtungen entstanden. Während es vor 100 Jahren nur wenige anthroposophische Einrichtungen (weniger als 10) gab, aber viele sehr engagierte Mitglieder (ca. 12.000), ist es heute so, dass es ca. 42.000 Mitglieder gibt und nahezu genauso viele Einrichtungen weltweit. Wir wollen mit der Fördermitgliedschaft in der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland - die Mitgliedschaft bezieht sich nur auf die deutsche Landesgesellschaft - Einrichtungen und Unternehmen die Chance geben, sich an den Aufgaben der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland zu beteiligen. Die Fördermitglieder haben zwar kein Stimmrecht, können aber an allen Versammlungen teilnehmen. Die Fördermitgliedschaft richtet sich nicht nur an die anthroposophischen Einrichtungen, sondern auch an Unternehmen und Firmen, die die Arbeit unterstützen wollen.
Sebastian Knust: Welche positiven Effekte versprichst Du Dir durch diese neue Form der Mitgliedschaft?
Julian Schily: Ich sehe verschiedene positive Effekte: Ich würde mir wünschen, dass man zukünftig auf vielen Internetseiten oder Briefbögen lesen kann: „Wir sind Fördermitglied der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland“. Damit würde sich das Bild der Gesellschaft verändern. Dies kann aber auch das Bild der Einrichtung verändern und vielleicht auch die eine oder andere Mitarbeiter:in oder Kund:in zum Nachfragen animieren. Dann hoffe ich, dass wir in einen gemeinsamen Austausch mit den Einrichtungen kommen und gemeinsam neue Formen der Zusammenarbeit entwickeln. Nicht zuletzt hoffen wir natürlich darauf, dass die Einrichtungen und Unternehmen mit einem Fördermitgliedsbeitrag die Arbeit unterstützen. Wir haben den Beitrag bewusst niedrig gehalten. Er beginnt bei 240 € bis 1.000 € im Jahr. Das ist für eine Einrichtung, eine GmbH, eine Arztpraxis oder einen Bioladen gut leistbar und wir hoffen natürlich auch auf höhere Beiträge. Ich sehe die Fördermitgliedschaft als ein Werkzeug in dem Werkzeugkasten für die Zukunftsfähigkeit der Anthroposophischen Gesellschaft und Bewegung. Es ist ein Angebot. Ich hoffe, dass es viele nutzen werden.
Sebastian Knust: Welches Bild einer zukünftigen Anthroposophischen Gesellschaft hast Du und wie kann die Fördermitgliedschaftdabei helfen?
Michael Schmock: Die Anthroposophie hat sich aus der „Keimzelle“ der Anthroposophischen Gesellschaft 1923 vor ca. 100 Jahren entwickelt. Als die ersten Institutionen entstanden, setzte sich Rudolf Steiner mit deutlichen Worten dafür ein, dass die Anthroposophische Gesellschaft sich ändern müsse. Seine Begründung: „wegen der wachsenden Anzahl von Institutionen“. Er richtete dann die Sektionen ein, die auf den verschiedenen Lebensfeldern forschend und auch fachlich koordinierend tätig sind. Im 21. Jahrhundert wird deutlich: Viele aktuellen Fragen sind fachlich übergreifend. Schule zum Beispiel beinhaltet auch therapeutische Lebensfragen sowie Ernährungsfragen usw. Die ökologische Weltsituation beinhaltet soziale, wirtschaftliche, medizinische und ethische Fragen. Der Ukraine-Krieg macht deutlich, dass es hier um kulturelle, soziale, Ernährungs- und historisch-ethische Fragen geht. Die Herausforderungen der sich häufenden Krisen macht deutlich: Lösungsansätze sind interdisziplinär und entstehen auch erst, wenn menschheitliche, ethische, soziale und wirtschaftliche Kompetenz zusammenwirkt. In kleinerem Rahmen habe alle Institutionen solche fachübergreifenden und letztlich auch spirituell-ethische, anthroposophische Substanz- und Entwicklungsfragen. Ein fachübergreifendes Zusammenwirken der anthroposophischen Bewegung ist gefragt. Wir haben das als Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland seit fünf Jahren in der Allianz der Verbände praktiziert. Das Ergebnis ist eine „Win-Win-Situation“ für alle Beteiligte. Dabei wird deutlich: Die AGiD ist ein wesentlicher Teil der anthroposophischen Bewegung und die Bewegung ein wesentlicher Teil der AGiD. Aus dieser Perspektive entsteht ein zukunftsfähiges Bild der AGiD für alle Beteiligte. Fachübergreifende Zusammenarbeit stärkt die Anthroposophie und die AG hat darin einen entscheidenden Beitrag zu leisten: Sie kann die Koordinatorin für diese überinstitutionelle Zusammenarbeit sein und darin auch hilfreiche, inhaltliche Aspekte beitragen. Letztendlich geht es um eine Neubesinnung der AGiD im 21. Jahrhundert. Sie tut das, was die Anthroposophie als Ganzes im gesamtgesellschaftlichen Kontext braucht: sie leistet einen starken, gesellschaftlich relevanten Beitrag zur Entwicklung der anstehenden Herausforderungen. Sie ist nicht mehr alleine „Keimzelle“, sondern Partnerin in Entwicklungsherausforderungen der Gesamtbewegung, der Einzelmenschen und der Organisationen. Diese Qualität gilt es zu fördern und damit eine Zukunftschance zu ergreifen. Das meinen wir mit „Institutioneller Mitgliedschaft“.
Julian Schily: Wie bereits gesagt: Wenn Gesellschaft im Dazwischen lebt, muss ich die Umgebung sehen können, um das Eigentliche zu erfassen. Ich glaube, dass durch ein sichtbar werden der anthroposophischen Bewegung sich die Anthroposophische Gesellschaft verändern wird und dadurch an ihrem Kern anschließen kann: Aus dem Interesse an der Welt zu einem Erkenntnisstreben zu kommen und sich mit dem Mitmenschen dazu verständigen. Das heißt für mich, wir müssen neben dem Schulungsweg neue Sozialformen entwickeln und erüben. Dazu brauchen wir die Einrichtungen und Unternehmen. Dazu brauchen wir aber insbesondere viele Menschen, die dies wollen.