Jugendinitiativen und Anthroposophische Gesellschaft
Aspekte aus der Zusammenkunft des „Erweiterten Vorstands der AGiD“
Der „Erweiterte Vorstand der AGiD“ trifft sich zweimal im Jahr und bespricht Kernthemen zu Entwicklungsfragen der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland, die sich aus dem Zukunftsprozess (begonnen im Jahr 2017) als relevant ergeben haben. Das sind zum Beispiel die Entwicklungsfragen der Hochschule, das Thema „Lernende Gesellschaft“ oder auch Öffentlichkeitsarbeit sowie das Verhältnis zu den anthroposophischen Praxisfeldern. Das Treffen im November 2021 hatte das Thema: Junge Anthroposophie und die Entwicklung der AG – Was können wir auf diesem Felde in den nächsten Jahren noch ermöglichen? Welche Intentionen leben gegenwärtig in der anthroposophischen Jugendlandschaft und was sagt uns das für eine zukunftsfähige AG? Brauchen junge Menschen die AG?
Außer dem Vorstand der AGiD sind dabei: Tom Tritschel (Priester der CG), Claudius Weise (Redakteur der Zeitschrift „Die Drei“ und Verlag Freies Geistesleben), Stefan Wurster (Freunde der Erziehungskunst, Freiwilligendienste) Corinna Gleide (D.N. Dunlop Institut), Matthias Niedermann (Öffentlichkeitsarbeit AGiD), Eva Kleber (Akademie Vaihingen), Florian Zebhauser (AZ München), Ulrike Wendt (Eurythmistin und anthroposophische Meditation), Christine Lampelius (AZ Oberrhein und Initiative Mensch!?), Gerhard Stocker (Institut WP Witten-Annen), Sebastian Knust (Öffentlichkeitsarbeit AGiD), Wolfgang Kilthau (Zweig Frankfurt).
Zu dem Treffen waren außerdem sechs jüngere Initiativträger mit der Bitte eingeladen, zu berichten, wo sie gerade dran sind und mit welchen Anliegen und Fragen sie ihre Projekte betreiben. Dargestellt wurden: Der „campusA Stuttgart“ mit den aktuellen Vorgängen und der Suche nach neuen Formen der Zusammenarbeit; die Studenteninitiative vom Lehrerseminar in Witten-Annen mit verschiedenen selbstgestalteten Ausbildungsprojekten im Bereich Ökologie und Jugendbildung; die anthroposophischen Jugendtreffen Nord mit ihren Themen und sozialkünstlerischen Arbeitsformen; der Junge Initiativkreis der AGiD mit ihren mehreren Foren pro Jahr zu verschiedensten Jugendinitiativen und der Perspektive einer Gründung „Jugendsektion Deutschland“; die jungen Mitarbeiter*innen des AZ München mit ihren Jungend-Bildungs-Anliegen; die „Junge Hochschule“ der AGiD mit ihren Treffen zur selbstständigen Erarbeitung der Mantren der Klassenstunden, sowie Kolloquien zum Austausch der Jugend-Forschungs-Projekte.
Die ausführlichen Beschreibungen der Jüngeren zu ihren Initiativen waren sehr sachlich gehalten. Gleichzeitig aber auch impulsierend bis beeindruckend. Sie zeichneten sich durch Initiativ-Willen und Eigen-Organisation aus. Die vertiefende Behandlung der Fragen entstand auch durch ein sehr einfühlendes Gesprächsklima. Interessant ist auch, dass alle Initiativen durch ältere Menschen aus der Anthroposophischen Gesellschaft mit angeregt wurden. Ob es sich um die jüngeren Mitgestalter des AZ München handelt (Florian Zebhauser), um das campusA-Geschehen in Stuttgart (Marco Bindelli, Sebastian Knust, Michael Schmock u.a.), um die Studenteninitiative Witten-Annen (Gerhard Stocker), die junge Forschungs-Gemeinschaft (Monika Elbert, Angelika Sandtmann), den Jungen Initiativkreis der AGiD (Matthias Niedermann, Sebastian Knust, Michael Schmock), die Junge Hochschule (Michael Schmock, Anke Steinmetz, Matthias Niedermann) oder die Jugendinitiative Nord (Christine Rüter). Alle „Impulsgeber“ sind so vorgegangen, dass eine größtmögliche Selbstorganisation der jungen Menschen entstehen kann. Die Älteren waren eher unterstützende Begleiter*innen. Methodisch scheint mir hier ein „Schlüsselthema“ zu liegen, nämlich: Eine Initiative für Andere zu unterstützen, nicht für sich selber und auch nicht für die AG im engeren Sinne.
Interessanterweise kamen wir in dem Gespräch auch auf die Frage der Mitgliedschaft in der AG. Nach meinen Erfahrungen liegt hier oftmals eine Kluft, die kaum überbrückt werden kann. Brauchen junge Menschen für ihre Initiativen die Anthroposophische Gesellschaft? Als Impulsgeberin oftmals schon, als „Vereinnahmung“ natürlich nicht! Die AG wird zunächst als eine ihnen fremde Organisation empfunden; eher als eine „Barriere“, wobei Einzelne durchaus einen Zugang finden – zumeist aus konkreten, persönlichen Begegnungen heraus. Die Frage: „Ist für jüngere Menschen eine Mitgliedschaft gewollt?“ wurde im Gespräch von den Jüngeren umgekehrt: Warum möchtet ihr Älteren, dass wir Mitglieder werden? Artikuliert euch mal deutlicher, damit wir dazu einen Zugang bekommen! Aus dem Gespräch habe ich folgende Aspekte herausgehört:
- Die Forderung, dass wir uns deutlicher artikulieren, warum wir nach der Mitgliedschaft fragen, was uns dabei wichtig ist und ob das nicht deutlicher kommuniziert werden kann.
- Es gibt bei den Anwesenden keine grundsätzliche Ablehnung in der Frage; eher ein Interesse zu erfahren, was uns bewegt und wie sie konkret einsteigen können, zumal die vorhandene Zweigarbeit nicht wirklich ihre „Baustelle“ ist.
- Der Hinweis, dass eine menschlich-konkrete Beziehung ausschlaggebend ist, weil es sonst anonym und „nur“ strukturell aufgefasst wird.
- Es wurde noch mal betont, dass sie das Gewordene sehr wohl schätzen können und gerne Wege finden wollen, dass das Neue darauf aufbauen kann.
Ich habe den Eindruck, dass sich eine jüngere AG überall da entwickelt, wo sich ältere Mitglieder aktiv um „freie Gestaltungsräume“ für Jugendinitiativen einsetzen. Das müsste noch viel umfangreicher geschehen. Außerdem braucht es jetzt (endlich) eine konkrete Beschreibung, warum, wieso und weshalb wir zu einer „Jugendmitgliedschaft“ einladen.
Michael Schmock | Generalsekretär der AGiD