Wie geht es dem Wesen der Jugendsektion? – Berichte vom Adventstreffen in Wörme 2024
Am zweiten Adventswochenende fand das Adventstreffen der Jugendsektion auf dem Demeter-Hof in Wörme statt. Einige Menschen aus dem Kernteam der Jugendsektion trafen sich einen Tag vorher mit Christine Rüter und Michael Schmock für einen gemeinsamen Blick auf das Wesen der Jugendsektion.

Das Wesen der Jugendsektion wurde nun seit fast zwei Jahren von einem Kernteam geschützt und behütet. Dieses Kernteam besteht im Moment aus zehn Menschen. Dass das Kernteam nicht mehr die passende Struktur für die Jugendsektion ist, drückte Markus Birnthaler (Kernteam) sehr passend aus: „Das Kernteam ist für Initiativen zu klein und für die Organisation zu groß!“ Das Kernteam darf sich lockern, sodass der „kleine Keimling“, der seit der Gründungsfeier (Juli 2023) wächst, auch sichtbarer wird. Magdalena Ries brachte einen Impuls aus dem Treffen vor zwei Jahren, ebenfalls am Hof Wörme, ein, wo der Gründungsimpuls einer Jugendsektion in Deutschland gefasst wurde. Der Konsens, auf den sich alle einigen konnten im Gründungsprozess der Jugendsektion, war das Herz. Die Jugendsektion sollte ein Herzorgan sein! Ein Herz bildet sich in der Verschiedenheit. Es bedarf also einer Unterschiedlichkeit für die Entstehung eines Herzens. Indem wir Menschen das Denkerische, das Fühlende oder das Handelnde zusprechen, entstehen Unterschiedlichkeiten. Die Lunge kann durch Ein- und Ausatmen diese Verschiedenheit in Bewegung bringen. Diese Bewegung wiederum kann dem Herzen die Kraft geben, beispielsweise Antipathie und Sympathie zusammenzuhalten. Das Fühlende hat in den letzten zwei Jahren einen starken Platz in der Jugendsektion eingenommen. Das Kernteam darf sich lockern, um besser ausatmen zu können, damit das Herz sich in der Verschiedenheit immer wieder bildet.
Carl Hartmann
Jugendsektion – Adventstreffen in Wörme 2024
Das Adventstreffen 2024 im alten Schafstall auf dem Hof Wörme im spätherbstlichen Norddeutschland fand im Kerzenschein unter dem Titel „Das geistige Streben der Jugend“ statt. Nach einem ersten Kennenlernen der 30 Teilnehmenden mit Spiel und Spaß stimmte uns Christine Rüter ein mit einem Impulsvortrag aus ihrer Praxisarbeit zum aktuellen Zeitgeschehen des „Menschheitlichen Schwellenübertritts“ und wie sich die Zeichen davon in dem Erleben junger Menschen heutzutage anschauen lassen. Die starken Bilder dieser Schilderungen und die Frage nach dem geistigen Streben der Jugend wurde mit in die Nacht genommen. Spektakulär stieg die Sonne am nächsten Morgen aus dem tiefen Dunkel rosa-golden auf, bis sie für den Rest des Wochenendes hinter der norddeutschen Winterwolkendecke verschwand.
Miron eröffnete das Tagesprogramm mit einem Bericht über die Arbeit der Berliner Gruppe bezüglich anthroposophischer Gemeinschaftsbildung. Wie der Einzelne Gemeinschaft empfindet, wurde im Dialog bewegt. Im Anschluss leiteten Johannes und Oskar ein in die Fragen des „Wie“ und „Wo“ unseres eigenen geistigen Strebens, die wir in Kleingruppen vertieften. Was ist überhaupt Streben? Wie ist „Jugend“ zu verstehen? Wo strebt denn der Mensch so im allgemeinen Leben noch? Dreigegliedert im weltlichen, seelischen und dann im geistigen Streben?
Mir wurden die Unterschiede solcher Betrachtungsweisen anhand der individuellen Entwicklungsstadien der einzelnen Teilnehmenden deutlich. Wie ist es, betrachtet von jemandem Anfang 20, Anfang 30 und auch Anfang 40? Das „Rätsel-Sein“ des Menschen, das vorher schon aufgekommen war, wirkte wie aus dem Verborgenen spürbar.
Im Suchen erkenne dich
Und wesend wirst du dir
Entzieht das Suchen sich dir
Du hast dich zwar im Sein
Doch Sein entreißet dir
Rudolf Steiner – Notizbuch, 1924
Das Mittagessen, von der Hofgemeinschaft Wörme eigens gekocht, wurde nach einem sehr intensiven Vormittag dankend angenommen. Nach einer Mittagspause, in der teilweise Schlaf nachgeholt werden konnte, ging es mit kreativen und reflektierenden Beschäftigungen weiter. Begleitet von wundervoll meditativen Klängen von Max Jung, führte uns erst Salome durch intuitives Bewegen in eine innere Verbindung und anschließend Chrische in ein reflektierendes „journaling“. Daraus wurden Kernfragen gewonnen, zu denen zum Abschluss des Arbeitstages mit Aquarellfarben gemalt und anschließend, nach der Methode von Siegrid Bädecker, das Bild eines Partners betrachtet wurde. Ein kreatiefer, berührender Prozess, auf den ein wohltuendes Abendbrot mit Gesprächen am Kachelofen folgte.
Jung-Anthroposophen und -Anthroposophinnen wissen, was es nach solch einem Tag braucht. Das Abendprogramm war gestaltet mit Lachen, Leichtigkeit und Singen, wobei bei Letzteren wohl neue Rekorde aufgestellt wurden.
Auftakt hierfür war Clownerie. Einer macht was vor, die anderen ahmen es nach. Wundervolle, lustige Momente der gemeinsamen Ausgelassenheit gingen über in ein anschließendes Impro-Theater, u. a. zum Thema Ehestress und so etwas wie Einweihungsunglücke. Und wenn es zu albern wird, was nach solch einem Tag nur verständlich ist, dann wird halt gesungen. Rauf und runter, die ganze Liste an „Waldorf“-Liedern. Der Kerzenschein bewirkte eine besinnlichere Stimmung und dann wurde herzhaft getreulich ein Advents-, später Weihnachtslied nach dem anderen gesungen. Textsicher oder auch nicht. Immer wieder kam irgendwo aus dem Raum doch noch ein nächstes. Es wurde eines auch versehentlich doppelt gesungen ... Und als die beträchtliche Liste an Weihnachtsliedern dann wirklich erschöpft war, halfen nur noch ein paar Volkstänze. Man konnte tatsächlich überrascht sein, dass auch nach solch einem Tag ein neuer Morgen anbrach. Doch der kam. In Rückschau-Gesprächen wurde festgestellt, wie in dem Schafstall aus einer dunkleren mühsameren Stimmung eine leichte, gereifte, strahlende geworden ist; es wurde gesammelt, was bei diesen Treffen noch förderlich sein kann, und zu guter Letzt über die Funktion und Tätigkeiten des Kernteams gesprochen, des im Kern des Impulses stehenden Teams, das für die ganze Jugendbewegung raumermöglichend wirken will. Und wie wir dies so unterstützen können, dass das gewachsene Ätherherz der Bewegung nun kräftig ins Schlagen kommen kann, ganz nah am Strom der Zeit, an den Themen der anthroposophischen Jugend, an dem geistigen Streben dieser Jugend.
Fynn Lehnert