Wie bekommen wir mehr Luft unter die Flügel?
Über den Zweigtag der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland

Diese Frage war vor drei Jahren der Anlass, um mit Menschen aus den Zweigen und Gruppen in ein Gespräch zu kommen, um von ihren Sorgen und Nöten zu hören, aber auch von ihren verschiedenen Versuchen, wie Anthroposophie erarbeitet werden kann. Seitdem treffen wir uns jährlich. In diesem Jahr haben wir uns am 29. und 30. Oktober in Kassel zusammengefunden. 36 Menschen aus fünfzehn verschiedenen Orten in Deutschland, Holland und der Schweiz hatten an diesen Tagen die Möglichkeit, von den verschiedenen Arbeitsweisen zu hören, die in den anderen Zweigen oder Gruppen der Anthroposophischen Gesellschaft versucht werden. Wir sind aber auch selbst in einen Prozess eingestiegen, um Neues kennenzulernen.
Der Mitgliederbrief Rudolf Steiners vom 18. Mai 1924 „Die Bildnatur des Menschen“ war unser Ausgangspunkt, der in verschiedenen Arbeitsgruppen bewegt wurde. Andreas und Ulrike Fecke haben in ihrer Arbeitsgruppe den Weg aufgezeigt, wie man von einem Text zu einer bildhaften Anschauung kommt. Bei Klaudia Saro wurde der malerische Prozess, der in dem Mitgliederbrief beschrieben wird, zum Beobachtungsmoment, um von der theoretischen Mitteilung zum Erleben von Intuition, Inspiration und Imagination zu kommen. Wolfgang Haake und Marcus Gerhardts haben den künstlerischen Aspekt eines Gesprächs bewegt und mit musikalischen Übungen zum Erlebnis gebracht. Die Gruppe von Barbara Messmer und Heike Oberschelp begann mit einem Austausch über die jeweilige Zweigarbeit, sprach über einen Spruch zu den Engeln am Beginn der Zweigarbeit und hat den Text „Die Bildnatur des Menschen“ gründlich behandelt.
Mit dieser Fülle an Erlebnissen wurden wir in die Nacht entlassen, um uns am nächsten Morgen mit unseren „Nachtfängen“ in neu zusammengestellten Arbeitsgruppen die Frage zu stellen: Wie bin ich hergekommen, was habe ich erlebt und was werde ich jetzt in meine Arbeitsgruppe oder meinen Zweig mitnehmen? Eine große Spannbreite von: habe ich gar nicht erwartet, hier so inspiriert zu werden bis zu großer Erschütterung, wie groß die Diskrepanz ist von dem, was in Kassel erlebt wurde zu den Erfahrungen zuhause.
Im Abschlussplenum wurden die Mitgliederbriefe „Die Bildnatur des Menschen“ und "Etwas von der Stimmung, die in den Zweigversammlungen sein sollte“ (25. Mai 1924) als Impuls für die Weiterarbeit gelesen. Dann überlegten wir, wie diese Briefe für die Zweig-und Gruppenarbeit fruchtbar werden können. Neben diesen Arbeitseinheiten hatten wir aber auch genügend Zeit, um in den Pausen Kontakte zu knüpfen oder auch das Wiedersehen von „Klassenkameraden“, die sich jahrelang nicht begegnet sind, zu feiern. Bei herrlichem Sonnenschein dieser goldenen Oktobertage fuhren wir dann, hoffentlich mit Luft unter den Flügeln, nach Hause, um die Impulse dort weiterleben zu lassen.
Klaudia Saro | AGiD, Arbeitszentrum NRW